März - April 2015

Folgen Sie unserem Chronisten auf seine Kreuzfahrt nach Südamerika. Erleben Sie atemberaubende Landschaften, Vulkane und turbulente Städte. Von Buenos Aires über Valparaiso und Cartagena bis Miami.

Ihr Chronist

Liebe Reisefans,

mein Name ist Günter und ich bin bald 60 Jahre alt. Zusammen mit meiner Frau wohne ich in Passau.

Eine Reise in das wunderschöne Passau sei jedem Leser empfohlen! - Sei es für einen erholsamen Kurzurlaub oder als Ausgangspunkt für eine Flußkreuzfahrt auf der Donau.

Jedes Jahr zieht es uns vom heimischen Niederbayern für etliche Wochen hinaus in die weite Welt. Kreuzfahrten sind unsere große Leidenschaft und wir haben seit 2009 insgesamt bald 300 Tage an Bord von Kreuzfahrtschiffen verbracht.

Rundreisen in fremden Ländern stehen bei uns ebenfalls stets hoch im Kurs und im Falle eines Falles sind die Koffer bei uns jederzeit sehr schnell gepackt.

1. - 2. Tag: Anreise & Buenos Aires

Morgens um 9.00 Uhr Ortszeit landen wir in Buenos Aires. Eine lange Anreise liegt hinter uns: 4 Stunden Zugfahrt von Passau nach Frankfurt, dort 4 Stunden warten auf den Flieger nach London, wieder 2 Stunden Pause, bis endlich der 14-Stunden-Flug nach Buenos Aires abhebt.

Bereits am frühen Morgen ist es sehr warm in Buenos Aires: das Thermometer zeigt schon spät herbstliche 28 °C. Die Zoll-Abfertigung geht sehr schnell und schon eine Stunde nach der Landung sitzen wir im Bus und gehen auf Stadtrundfahrt. Nach dieser langen Anreise ist das natürlich ein zweifelhaftes Vergnügen, insbesondere, weil wir nicht wirklich sommerlich gekleidet sind.

Es gilt wieder die Zeit bis zum Einchecken in das Hotel zu überbrücken. Wir gehen die Sache entspannt an, schließlich waren wir schon einmal hier. Einige ältere Semester im Bus setzt der krasse Temperaturumschwung offensichtlich schon sehr zu und sie steigen auch an den interessanten touristischen Attraktionen erst gar nicht aus dem Bus aus.

Erstes Ziel ist der Platz der Revolution, wo alle wichtigen politischen und gesellschaftlichen Umstürze und Veränderungen in diesem oft schwer gebeutelten Land ihren Anfang nahmen oder ihr Ende fanden. Wir drehen eine Runde auf dem großen Platz, machen ein paar Fotos und besuchen die Kathedrale, in der früher Papst Franzikus als Kardinal tätig war. Im Vergleich zu den großen europäischen Kathedralen ist dies wirklich eine sehr bescheidene Kirche.

Nach dem Besuch verstehen wir, weshalb der Papst bescheiden im Gästehaus des Vatikans wohnt und sich nicht dem überbordenden römischen Protz hingibt. Weiter geht die Fahrt vorbei am Fußballstadion der Bocca Juniors, wo einst der wie ein Fußball-Gott verehrte Maradonna kickte. Die Malereien an den Stadionwänden zeugen auch heute noch von der ungebrochenen Verehrung dieses Idols, den sie als einen der Ihren betrachten.

Dazu muss man wissen, dass die Anhänger dieses Vereins alle aus der Unterschicht kommen. Rund um das Stadion liegt das Viertel Caminito. Hier sind viele Häuser von den Hafenarbeitern und verarmten Einwanderern aus Wellblech gebaut und in grellen, bunten Farben gestrichen.

Lustig sieht es aus, farbenfroh, doch hinter der Fassade lauert die Armut. Es ist das Viertel der Freudenhäuser und die Wiege des Tangos. Aus diesem Millieu stammt auch Maradonna. Wahrscheinlich ist er auch deshalb im Grunde seines Herzens immer ein "Enfant terrible" geblieben. Wie immer bestimmt sich die Identität über die Herkunft. Dennoch bietet dieses Viertel ein großes touristisches Flair.

Tangobars gibt es hier in Hülle und Fülle. Selbst auf der Straße wird ausgiebig Tango getanzt. Das bunte Viertel ist so verrucht wie der Tanz. Junge Burschen sprechen die Damen freundlich-verführerisch an und wer sich ein rotes Hütchen aufsetzen lässt ist schon dabei. Flink werden ein paar Grundschritte mit den Mädels einstudiert und schon geht es los. Im Ergebnis sieht es gleich perfekt aus. Das muss man Gauchos lassen: tanzen können sie wie der Teufel, wenn sie mit elastischen Beinen in den Hüften wiegen. Das muss man neidlos anerkennen, aber Fußballweltmeister sind wir.

Das Grab von Evita Perón ist auch einen Besuch wert. Auch hier waren wir schon, aber heute sind wir vor dem großen Besucherstrom dort. Der gesamte Friedhof besteht aus über 4.000 Mausoleen, eines prächtiger als das andere, wobei sich die Grabstätte der Familie Duarte-Perón eher bescheiden ausnimmt. Jedes Mausoleum mit eigener Gruft, gestaltet wie kleine Kapellen oder mit meterhohen Engelsfiguren aus importiertem italienischem Marmor.

In den engen Gängen fühlen wir uns wie in einem Irrgarten, über dem die Morbidität schwer wie eine Käseglocke liegt. Das Leben ist ein fortschreitender Verfall, gut erkennbar an den vielen älteren, stark renovierungsbedürftigen, dahin bröckelnden Bauwerken. Mittlerweile ist es 3.00 Uhr am Nachmittag und die Sonne brennt bei guten 30 Grad.

Wir kommen im Hotel an. Buenos Aires Grand Hotel - das Haus macht seinem Namen wirklich alle Ehre. Schnell verschwinden wir mit unseren Koffern im komfortablen, klimatisierten Zimmer. Erst mal alle Viere von sich strecken, das tut jetzt gut. Frisch geduscht und umgezogen fühlen wir uns am Abend schon gleich wohler und machen uns auf in die Stadt.

Ein Steakhaus finden wir in der näheren Umgebung nicht, aber einen edel aussehenden Italiener. Eine gute Wahl. Die Argentinier sind sehr freundlich und sehr bemüht. Spanisch ist gefragt, mit Englisch kommt man hier nicht unbedingt sehr weit, aber letztendlich bekommen wir alles das, was wir uns vorgestellt haben und es schmeckt ausgezeichnet. Dazu nehmen wir Bier aus Patagonien zur Einstimmung auf das Land, eiskalt in Literflaschen serviert. Eine Köstlichkeit.

Ganz schnell sind an diesem Abend mehrere Flaschen verdunstet und es ist immer noch sommerlich warm an diesem ersten Abend in Buenos Aires. Tango liegt verrucht in der Luft.

3. Tag: Einschiffung auf der MS Zaandam

Im Grand Hotel Buenos Aires haben wir sehr gepflegt genächtigt. Obwohl wir die Klimaanlage von der Einstellung "Eiskeller" schon deutlich herauf gedreht haben, kam nächtens trotzdem noch ein leichtes Frösteln auf, wenn man sich auf der Liegestatt nicht sorgfältig in die Bettdecke eingewickelt hatte, aber wir wollen nicht meckern, weil sonst alles gepasst hat in diesem Haus.

Früh um 8.00 Uhr sitzen wir schon bei Frühstück und, die Welt ist klein, auch dort treffen wir Mitreisende, die schon bei einer anderen Reise mit uns unterwegs waren.

Um 10.00 Uhr werden wir abgeholt, d. h. bis dahin müssen die Koffer gepackt sein und in der Lobby stehen. Wir sind natürlich gut vorbereitet und haben die Schiffsbanderolen für die Koffer schon zuhause ausgedruckt und mittels der mitgebrachten Rolle Isolierband fein am Koffergriff befestigt.

In der Lobby ist schon Aufruhr. Besonders die Alten nörgeln schon nervös herum, weil sie zum Teil noch nicht einmal ihre Kabinenummern wissen, geschweige denn Schiffsbanderolen haben. Der argentinische Reiseleiter weiß natürlich auch nichts, weil er nur den Auftrag hat die Gruppe zum Schiff zu bringen. Die Fahrt zum Schiff geht schnell. Kaum 30 Minuten und wir fahren an der riesigen MSC Poesia vorbei, mit der wir 3 Wochen nach dieser Reise im östlichen Mittelmeer in See stechen werden.

Dahinter taucht auch die viel kleinere MS Zaandam auf. Hier gibt es nur 1.400 Passagiere. Das ist uns eine sehr angenehme Größe. Das geht bei dieser Reise allerdings auch nicht viel anders, weil die Durchfahrt des Panamakanals einer Breitenbeschränkung unterliegt, d. h. derzeit max. 30 oder 32 m. Damit passen die großen Pötte wie die MSC Poesia dort nicht durch.

Nun gut, die Koffer sind schnell ausgeladen und wir übergeben unser Gepäck einem freundlichen Schiffsmitarbeiter. Schon verschwindet unser Gepäck auf einem Laufband in Richtung Schiffsbauch. Wir werden die Koffer erst auf der Kabine wiedersehen. Während wir mit leichtem Handgepäck ins Hafengebäude marschieren, haben wir den Rest der Gruppe längst verloren.

Der Check-In ist noch gar nicht eröffnet, aber wir bekommen schon mal die Nummer Eins und sind damit bei der ersten Einschiffungsgruppe dabei. Der notwendige Gesundheitsfragebogen ist natürlich auch schon von uns ausgefüllt. Es beginnt der Check-In. Wir sind die Einzigen mit "Number One", die alles parat haben! Also hinein! Ratzfatz ist alles eingelesen und schon gehen wir allein auf die nächste Etage zur Pass- und Handgepäckskontrolle. Auch das geht fix.

Wir stehen quasi allein in der Halle. Raus aus dem Gebäude und rein in den Bus, der uns zum Schiff bringt. Wir sitzen allein in dem Shuttle-Bus und ich sage: "Wegen mir können wir jetzt fahren!", rechne aber damit, dass wir jetzt warten müssen, bis der Bus sich mit weiteren Mitreisenden gefüllt hat. Aber zu meiner hellen Freude setzt sich der Bus zu einer Exklusivfahrt mit uns in Bewegung. So schnell waren wir noch nie auf einem Schiff. Vielleicht 30 Minuten vom Verlassen des Hotelbusses bis zum Betreten des Schiffes mit sämtlichen Formalitäten. Eine gute Vorbereitung ist eben alles!

Auf dem Schiff wird gleich unsere Begeisterungsqualität geweckt. Da steht doch gleich ein nettes Mädel bereit und führt uns zum Aufzug. Der Aufzugboy übernimmt uns, entschuldigt sich gleich, dass die Kabinen noch nicht fertig sind und fährt mit uns hoch zum Lidodeck und begleitet uns bis zum kalt-warmen Mittagsbuffet.

Wir sind die Ersten hier, noch niemand hat in den Speisen herumgestochert. Wir sind längst mit dem Essen fertig, als sich weitere Gäste langsam einfinden, aber alles Amis, unsere Truppe wurde offensichtlich beim Check-In gnadenlos aufgerieben.

Wir erfreuen uns an dem ersten positiven Gesamteindruck des Schiffes. Sehr aufmerksames, freundliches Personal überall, und auf allen Tischen drinnen und draußen frische Blumen. Das gab es bisher noch nie. Das Schiff macht insgesamt einen sehr gediegenen Eindruck. Besonders fällt die offene Dachkonstruktion auf. Der gesamte Sonnendeck- und Poolbereich lässt sich bei schlechtem Wetter schließen.

Eine Stunde später machen wir uns auf zu unserer Kabine oder Stateroom, wie das auf amerikanischen Schiffen immer heißt. Ungefragt weist uns jeder Steward oder wem immer wir vom Schiffspersonal begegnen, den Weg.

Auf dem richtigen Flur angekommen fragt uns wieder ein Steward nach unserer Kabinennummer. Ich sage 1.874 und schon begrüßt uns der Steward freundlich mit unserem Namen. Wir sind von den Socken. Der Bursche hat uns noch nie gesehen und wir waren noch gar nicht auf der Kabine und trotzdem kann der uns richtig und mit Namen zuordnen. Das hatten wir auch noch nie. Scheinbar müssen die Stewards hier die Namen der neuen Passagiere für die persönliche Betreuung sofort auswendig lernen und wir erhalten eine Visitenkarte, wo wir Ricardo und Ida, die uns ab jetzt betreuen, rund um die Uhr zu erreichen sind.

Der erste Koffer steht auch schon auf unserer Kabine. Während wir auspacken, kommt auch schon der zweite Koffer und wir sind schnell fertig mit Einräumen. Schränke sind diesmal genug vorhanden, aber die Ablageflächen könnten etwas größer sein. Ansonsten alles topp: Doppelbett, großes Fenster, Schreibtisch, Sofa, kleiner Tisch, also alles, was man für eine Seereise braucht.

Das Bad ist einigermaßen groß, aber leider mit Badewanne. Daran erkennt man, dass das Schiff nicht ganz neu ist, denn in den neueren Schiffen gibt es grundsätzlich nur noch Duschen, was insbesondere bei Seegang allein aus Sicherheitsgründen vorteilhaft ist.

Bis zum Abendessen ist noch reichlich Zeit, also machen wir uns auf zu einer ersten Schiffserkundung. Die Ordnung ist leicht zu erkennen: Das Leben spielt sich auf Deck vier und fünf ab und um das Atrium in der Mitte. Unsere Kabine liegt auch gut, speziell bei Seegang ist eine Lage in der Mitte auf einem unteren Decks den geringsten Schiffsbewegungen ausgesetzt.

Im Atrium ist über etliche Etagen eine riesige Orgel eingebaut. Wir fragen uns, ob das nur ein Blickfang ist oder ob sie wirklich bespielbar ist und tatsächlich, mehrmals in der Woche gibt es hier ein mittägliches Orgelkonzert. Das ist ja fast wie zuhause, denn im Passauer Dom spielt der Domkantor auch täglich um 12.00 Uhr auf der Orgel.

An der Rezeption drängeln sich "The Germans". Endlich angekommen und schon wieder Aufruhr. Wo ist Rainer? Rainer ist unser Reiseleiter von Berge & Meer, mit dem wir im letzten Jahr schon sechs Wochen durch die Südsee geschippert sind. Ein sehr zuverlässiger, hilfsbereiter, weit gereister, jovialer, immer gut gelaunter Mensch. Ein freundlicher Rheinländer halt.

"In den Reiseunterlagen steht drin, wir werden von Rainer abgeholt und jetzt ist keiner da. Wir wissen gar nicht, wo wir hin müssen", wettert die erste Dame. Aber wo ist Rainer? Die Meute ist unruhig. Sollen wir eingreifen? Wir wissen doch längst mehr! Von der vorherigen Reise wussten wir, dass Rainer einen Schreibtisch irgendwo auf dem Schiffsflur hat und dort immer ein Flip-Chart mit den neuesten Informationen für die Reisegruppe steht.

Danach hatten wir natürlich an der Rezeption gefragt und schon vor einer Stunde auf Deck 3 gefunden, mit dem Hinweis, dass erst am Folgetag im Theater eine Informationsveranstaltung für die deutschen Gäste sei. Nun gut, tun wir unser Wissen halt kund. Schon steht ein ganzer Pulk um uns herum, nölt zwar immer noch rum, aber es wird ruhiger und man trollt sich auf die Kabinen.

Noch vor dem Abendessen verteilen die Stewards an alle deutschen Gäste einen Empfangsbrief von Rainer. Da steht alles drin, was man wissen muss, auch der Termin der morgigen Zusammenkunft. Mit ein bisschen weniger Aufregung und etwas mehr Gelassenheit wäre es besser gewesen. Wir hatten keinen Zweifel daran, dass auf Rainer Verlass ist.

Nach dem Abendessen verschwinden wir schnell in unserem Stateroom. Es reicht für heute.

4. Tag: An Bord in Buenos Aires

Wir haben lange geschlafen und nehmen ein spätes Frühstück ein. Die Sonne brennt schon am wolkenlosen Himmel, aber es geht ein sehr angenehmer leichter Wind. Anders als bei unserer Schiffsreise vor 5 Jahren liegen wir diesmal im Containerhafen von Buenos Aires.

Von Deck oben ist es hochinteressant, wie hier die großen Container von riesigen Kränen umgeschichtet und verladen werden. Wir schauen dem Gewusel im Containerhafen zu und legen uns faul in die Sonne. Sehr angenehm. Wir wollen nicht mehr in die Stadt. Wir haben das Wichtigste schon gesehen und um in die Stadt zu kommen, müssten wir erst wieder einen Shuttle-Bus nehmen um vom Containerhafen zum Hafengebäude zu kommen und dann mit dem Taxi oder öffentlichen Verkehrsmitteln in die City fahren.

Um 15.00 Uhr ist die Zusammenkunft mit dem Phantom Rainer. Da wollen wir natürlich dabei sein, also lohnt es sich für uns nicht mehr wirklich in die Stadt zu fahren. Dann hätten wir früher auf den Läufen sein müssen. Wir bedauern es aber auch nicht. Morgen sind wir bereits in Montevideo und dort steht der nächste Landgang an.

Am Nachmittag schlendern wir zum Treffen mit Rainer und tatsächlich, der Langersehnte erscheint. Rainer kennt uns natürlich noch vom letzten Jahr. Das gemeinsame Gelage vor Hawaii beim Chefs-Table ist auch ihm in lebhafter Erinnerung geblieben.

Rainer erklärt alle Abläufe an Bord und beantwortet auch die dümmsten Fragen mit größter Geduld. "Sind bei den deutschsprachigen Ausflügen auch immer deutschsprachige örtliche Reiseführer dabei?" - "Hä", denkt sich Rainer und antwortet scherzhaft, dass er leider nur einen Türken, Japaner und Russen in Montevideo für uns gewinnen konnte.

Zu unserem Verdruss fällt der Ausflug in Puenta Arenas in Patagonien aus, bzw. wird etwas anderes angeboten. Wir wollten ins Hinterland fahren auf eine ländliche Estancia und viel von der Landschaft sehen. Das wird nun nichts, weil die Estancia umgebaut wird.

Alternativ wird eine Rundfahrt angeboten, die auch den Besuch eines sehenswerten Friedhofes beinhaltet. So einen morbiden Besuch hatten wir doch schon mit den vielen Mausoleen in Buenos Aires, beim Grab von Evita Perón. Ich schaue mich im Saal um und mir entfleucht der Satz: "Wenn ich mir hier den Altersdurchschnitt anschaue, wundert es mich nicht, dass wir schon wieder einen Friedhof besuchen!"

Aber es ist tatsächlich so. Wir zählen hier auf jeden Fall zu den Jüngsten und sind selbst nun wirklich auch nicht mehr ganz taufrisch. Nach Rainers Vorstellung geht es sozusagen nahtlos zum Drill, sprich zu der obligatorischen Seenotrettungsübung, an der jeder Passagier verpflichtend teilnehmen muss. Es geht darum, im Fall der Fälle den Weg zu seinem Rettungsboot zu finden. Im Gegensatz zu den Italienern nehmen es die Amerikaner sehr genau mit der persönlichen Teilnahme. Auch die letzten, die glaubten nicht teilnehmen zu müssen, werden auf dem Schiff aufgespürt und zu ihrer Drill-Station gebracht. Allerdings braucht man bei den Amerikanern nicht in voller Montur zu erscheinen, d. h. die sperrige Rettungsweste muss nicht aus der Kabine mitgebracht und angelegt werden.

Nachdem dem Kapitän Vollständigkeit beim Antreten gemeldet werden kann, ist die Übung beendet und wir können unverzüglich zur Nahrungsaufnahme schreiten. Der gute Deutsche nimmt sein Mahl am frühen Abend. Wir haben uns also für 17.45 Uhr eingeschrieben, 20.00 Uhr ist uns für ein opulentes Abendessen einfach zu spät. Sonst sorgen 4 oder 5 Gänge für einen unruhigen Schlaf.

Nach dem Essen nehmen wir noch einem Mojito an der Bar und lauschen der Live-Sängerin. Die Vorstellung des Schiffsensembles im Theater reizt uns nicht, also verschwinden wir zur Lesestunde im Stateroom. Unsere E-Book-Reader sind prall gefüllt mit Lesestoff und außerdem haben wir noch 6 klassische gedruckte Bücher dabei, die am Ende der Reise in der Schiffsbibliothek für deutschsprachige Reisende verbleiben werden.

Buenos Aires hat zwar einen sehr großen Hafen, liegt aber nicht am Meer sondern am Fluss Rio de la Plata, der hier eine Breite von fast 60 km hat. Der Fluss trägt viel Schlamm und Sediment mit sich und ist schmutzig braun. Unser Schiff hat inzwischen abgelegt und wir fahren gut 200 km flussabwärts nach Montevideo.

5. Tag: Montevideo

Auch Montevideo liegt noch am Rio de la Plata. Wir haben das größte Flussdelta der Welt noch nicht durchfahren und sind immer noch nicht auf dem offenen Meer. In seiner größten Ausdehnung hat das Delta des Rio de la Plata eine Breite von fast 200 km. Da kann man nicht mehr von einem Ufer zum anderen sehen.

Aber zunächst sehen wir mal in die Stadt. Auch hier sind wir schon einmal gewesen, aber damals hatten wir unangenehm kühles und sehr windiges Wetter mit Nieselregen. Heute scheint die Sonne und wieder haben wir über 30 °C gegen Mittag.

Montevideo hat 1.6 Millionen Einwohner. Das ist fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung Uruguays. Der große Rest wohnt auf dem Land und lebt im wahrsten Sinne von Ackerbau und Viehzucht. Das Leben in Uruguay unterscheidet sich sehr deutlich von Argentinien. Hier ist der südeuropäische, speziell spanische Einfluss noch riesengroß. Im Gegensatz zu den Argentiniern kommt man hier früh aus den Federn, nimmt ein opulentes Mittagsmahl und macht dann eine lange Siesta, bevor man dann wieder die Arbeit am späten Nachmittag aufnimmt.

Ein Mateteegefäß wird immer mit sich geführt und selbstverständlich auch eine Thermoskanne mit heißem Wasser. Irgendwo begegnet man immer einem Bekannten oder Geschäftspartner und dann trinkt man erst einmal zusammen einen Tee auf offener Straße. So viel Zeit muss sein, sonst kommt kein Geschäft zustande und man gilt als unfreundlich.

Unvorstellbar für uns, aber irgendwo steht schon die Frage im Raum, ob es für uns zuhause nicht auch besser wäre, soziale Kontakte aufmerksamer zu pflegen. Mitunter denke ich schon, dass das bei uns zuhause gelegentlich zu kurz kommt und wir können auch woanders immer noch etwas lernen. Muss ja nicht mit einem gemeinsamen Matetee sein. Dessen Einfuhr ist bei uns selbst in Form von hier auch beliebten Matetee-Bonbons verboten. Das Getränk, in Uruguay quasi schon mit der Muttermilch aufgenommen wird, gilt bei uns als Droge. So unterschiedlich denkt die Welt.

Am Hafen liegt der Anker des deutschen Kriegsschiffes Graf Spee mit einer tragischen Vergangenheit. Um seine Besatzung zu retten und um zu vermeiden, dass das Schiff den feindlichen Engländern in die Hände fiel, ließ der Kapitän das Schiff im Hafen versenken, brachte seine Mannschaft noch nach Buenos und nahm sich dort das Leben. Wir fahren durch Wohngebiete mit vielen Einfamilienhäusern gehobenen Stils und man wähnt sich in Heidelberg oder einer anderen gepflegten, europäischen Stadt, während der Stadtstrand von Hochhäusern gesäumt ist.

Auf dem Platz Independencia steht das große Reiterdenkmal von General Artigas, des hochverehrten Nationalhelden. Auch hier kommt es wieder zu dem, was mir schon vor einiger Zeit auf Besichtigungstouren bei verschiedenen Reisen aufgefallen ist: Dem General sitzt auch wieder eine freche Taube auf dem Kopf und scheißt ihn an. Es ist also nicht erstrebenswert mit einem Denkmal posthum geehrt zu werden.

In einem ausgedehnten Park besuchen wir schließlich noch das weltbekannte Monumento La Carreta, ein riesiger Bronzeguss mit einem Reiter und einem schweren Ochsenkarren, der sehr eindrucksvoll von der mühseligen Besiedlung und Urbarmachung des Landes erzählt.

Am Abend legen wir ab und nehmen Kurs auf die Falklandinseln.

6. Tag: Seetag - Sturm auf hoher See

Am Vorabend haben wir Montevideo verlassen und sind weiter zum Mündungsdelta des Rio de la Plata. In der Nacht erreichen wir das offene Meer und es ist urplötzlich vorbei mit der ruhigen See. Das Schiff kommt deutlich in Bewegung und geht auf und nieder. Das Bett bewegt sich und dieses Drehen und Kreisen vermittelt das Gefühl zu viel getrunken zu haben, aber so schnell wird uns ja nicht schlecht.

Auf dem Weg zu Frühstück auf dem Lido-Deck wechselt das Gefühl hart bergauf zu gehen und unvermittelt bergab zu laufen mit einem gleichzeitigen Schubs von der Seite. Jetzt sind alle Gleichgewichtssinne gefordert und trotzdem kommen wir nicht umhin, gelegentlich Ausfallschritte zu machen oder uns irgendwo festzuhalten.

Das Frühstück schmeckt trotzdem, während die empfindlicheren Naturen schon etwas belämmert dreinschauen. Jetzt wirkt es sich positiv aus, dass das Dach des Sonnendecks geschlossen werden kann. Wir lassen uns entspannt nieder, greifen zum Lesestoff und bleiben im sicheren Sessel sitzen.

Nach dem Mittagessen wechseln wir in die Bibliothek und finden dort tatsächlich noch einen Panoramaplatz: zwei bequeme, gut gepolsterte Lederliegen mit Blick auf das schäumende Meer. Da lässt sich doch gut ein Nickerchen machen.

Eigentlich wollte ich doch noch einen Bericht schreiben. Das habe ich jetzt glatt verpennt. Irgendwann reißen uns die Schiffsbewegungen unsanft aus den Träumen. Wind und Seegang haben sich nochmals deutlich verschärft und auf dem Weg zu unserer Kabine, der jetzt von Brechbeutelstationen gesäumt ist, müssen wir tatsächlich scharf an der Wand entlang gehen und uns festhalten, um nicht zu Boden zu gehen.

Heute ist noch Gala-Abend. Das wird ja was werden. Wir werfen uns in Schale, so wie es auf amerikanischen Schiffen mit dunklem Anzug für den Herrn und Abendkleid für die Dame gewünscht wird, und schleichen uns immer an der Wand lang ins Rotterdam, dem abendlichen Diningroom.

Bei Tisch gilt es bei den Getränken vorsichtig zu sein. Die Kellner kennen das Problem schon und füllen in die langstieligen Weingläser noch weniger ein als sonst, wegen des zu hoch liegenden Schwerpunktes. Das bringt die Gläser bei einer kurzen Welle sonst schnell zum Kippen. Die, die sich selbst gierig großzügig nachgeschenkt haben, schnappen nach ihren Gläsern - manchmal vergeblich. Es gilt also ein waches Auge auf die Getränke zu haben.

Das Essen ist heute vorzüglich. Beim Hauptgang wissen wir uns kaum zu entscheiden, schließlich wählt meine Frau die Hummerschwänze und ich nehme das Filet Wellington, beides ein Gedicht.

Das Schiff rollt hin und her. Der Blick aus dem Fenster zeigt die starke Bewegung. Die Wasserlinie scheint zu tanzen, dabei ist es das Schiff, aber wir haben keine Probleme damit. Im Theater ganz vorn ist der größte Hub. Ganz langsam hebt und senkt sich der Bug des Schiffes und das Essen im Magen erfährt schwerkraftmäßig die gleiche Bewegung, so dass es je nach Schiffsstand nahezu Oberkante Unterlippe steht. Das muss man abkönnen bei der christlichen Seefahrt.

Wir schauen trotz dieser kleinen Behaglichkeitsstörung amüsiert dem Magier und seiner herben Assistentin wohlgefällig bei ihren Zaubertricks zu. Danach beginnt um 23.00 Uhr noch die Show der Bord-Filipinos. Das mag zwar noch interessant sein, ist uns aber zu spät. Wir wanken in Richtung Kabine.

7. Tag: Seetag vor den Falklands

In der Nacht hat sich der Sturm deutlich abgeschwächt. Als wir zu Bett gegangen sind, mussten wir noch scharf an der Kabinenwand entlang gehen und uns bis zum Bett an Stuhl und Schreibtisch festhalten. Im Liegen hatten wir wieder das Gefühl von Peterchens Mondfahrt und das Bett schwebte auf und nieder, während die Zwischenwände knarzten und das ganze Schiff zu arbeiten schien.

So ganz verwindungssteif kann so ein großes Schiff auf 300 m Länge auch nicht sein. Das hat unsere Nachtruhe aber nicht wesentlich beeinträchtigt. Nur irgendwann haben wir bemerkt, dass die Geräuschkulisse weniger wird und das Schiff nicht mehr schwankt und stark vibriert. Die Chancen morgen auf den Falklandinseln anzulanden stehen mit der jetzt ruhigeren See scheinbar gar nicht so schlecht für uns, spricht der Kapitän.

Wir werden nur später ankommen als geplant. Das macht ja nichts. Hauptsache wir kommen dort an Land. Wir wollen Pinguine sehen, am liebsten natürlich die großen Königspinguine, die so majestätisch wirken.

Gestern wurde wegen des starken Seegangs das Wasser aus den Pools gelassen. Zum einem, weil es sonst natürlich kräftig übergeschwappt wäre und zum anderen, weil die große Wasserlast auf dem oberen Deck eine große Gefahr für das Kentern eines Kreuzfahrtschiffes bedeutet, haben wir bereits auf einer früheren Reise mit Seegang gelernt.

Das Ablassen des Wassers nimmt man von der Schiffleitung sogleich zum Anlass größere Reparaturen im Pool vorzunehmen, d. h. Arbeiter schlagen per Hand mit Hammer und Meißel die Fliesen ab. Das macht natürlich einen Höllenlärm rund um den Pool, wo sich Gäste auf den Liegen aalen. Eigentlich ein absolutes No-Go und zu Recht wird darüber von den Gästen Beschwerde geführt. Aber die Arbeiten werden nicht eingestellt.

Die einen dengeln fleißig die Fliesen herunter, während auf der anderen Seite schon jemand hockt und neue Fliesen verklebt. Zeit ist Geld, dafür gönnt man dem Schiff keinen Tag in der Werft oder nur einen Leerstand in irgendeinem Hafen. Morgen soll alles fertig sein und wenn das Meer ruhig bleibt, auch schon wieder Wasser im Pool eingefüllt werden. Hätte man diese Arbeit nicht an einem Landausflugstag machen können, wenn fast alle von Bord gewesen wären? So klingt es hier wie Urlaub im Steinbruch. Ein kleiner Presslufthammer wäre jetzt stilgerecht, kommt mir als sarkastischer Gedanke. Aber warum ärgern? Das stecken wir doch mit stoischer Ruhe und Kreuzfahrerlethargie locker weg.

Ansonsten werden wir heute noch an den einarmigen Banditen in das Spielcasino gelockt. Ein schlauer Plan. Jeder von uns darf dort drei Minuten kostenlos daddeln und die drei, die die höchste Punktzahl haben, gewinnen ein Essen für zwei in einem der Spezialitätenrestaurants. Gleichzeitig hofft man natürlich, dass die Zockernatur sich in uns durchsetzt, und wir uns wieder im Spielcasino blicken lassen und echtes Geld einsetzen.

Nun, unser Daddeln ist wenig erfolgreich. Wir liegen so bei gut 20.000 Punkten. Die Dame neben mir liegt schon bei 122.000 Punkten mit irgendeiner Serie, jedenfalls trällert und blinkt es nebenan gewaltig. Der Spaß ist schnell vorbei. An der Anzeigetafel sehen wir, dass schon mehrere mit über 50.000 Punkten notiert sind. Die Dame von nebenan schiebt sich nur souverän an die Spitze. Egal, essen wir halt nicht für lau beim Italiener. Schnell raus aus der Spielhölle, hier ist das Rauchen erlaubt und es stinkt wie die Sau. Wenn wir uns länger hier aufhalten, riechen unsere Klamotten auch so.

Hinein in die Sportbar. Dort wird auf dem Großbildschirm das Spiel Bayern gegen Gladbach übertragen. Überraschung! Die Bayern werden 2:0 abgezogen. Wer hätte das gedacht. Jetzt lesen wir noch etwas und bereiten wir uns langsam auf die abendliche Nahrungsaufnahme vor. So ist das Kreuzfahrerleben.

Am Abend sind im Diningroom die Pfeffer-und Salzstreuer von den Tischen verschwunden, außerdem steht kein Brotkorb mehr auf dem Tisch. Stattdessen gibt es einzeln portionierte kleine Salz- und Pfeffertütchen und das Brot wird Stück für Stück per Zange gereicht. Uns schwant Böses. Das kennen wir doch schon. Es ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Noro-Virus auf diesem Schiff grassiert.

Am Abend finden wir schon die schriftliche Bestätigung auf der Kabine vor. Eine "Very important Message" bestätigt unsere Vermutung und weist auf eine erhöhte Zahl von Magen-und Darmerkrankungen an Bord hin. Vorsicht und häufiges Händewaschen sind geboten. Am besten gar nichts mehr anfassen, was andere in der Hand hatten. Bei den ersten Krankheitszeichen dieser „Schiffspest“ droht Quarantäne und da sind die Amerikaner sehr kompromisslos.

Mindestens 24 Stunden auf der Kabine weggesperrt zu werden ist nicht angenehm. Auch das kennen wir schon von einer früheren Reise auf einem amerikanischen Schiff.

8. Tag: Bei den Pinguinen auf den Falklandinseln

Am Morgen erreichen wir die Falklandinseln oder die Malvinas, wie die kleine Inselgruppe von den Argentiniern genannt wird, die auch nach dem verlorenen Krieg 1982 immer noch vehement Gebietsansprüche stellen. Wir werden heute zu den 60 Prozent der Glücklichen gehören, die hier als Kreuzfahrer an Land gehen können.

Die Wetterlage hat sich wesentlich gebessert und der starke Seegang deutlich nachgelassen. Das Schiff schwankt nicht mehr und der Kapitän hat die Freigabe zum Tendern erteilt, d. h. das Schiff geht vor der Insel vor Anker und wir werden mit den Rettungsboten angelandet.

Dafür müssen wir früh aufstehen und spätestens um 10.00 Uhr in der Ocean-Bar erscheinen und ein nummeriertes Tenderboot-Ticket abholen. Ist klar, nach 2 Seetagen will jeder von Bord und wann kommt man mal auf dieses verlassene Eiland, das 400 km vor Feuerland mitten im Pazifik liegt und außer riesigen Pinguinkolonien nicht viel zu bieten hat?

Die Rettungsboote fassen zwar gut 100 Leute, aber es geht dort recht eng zu. Dort gilt es sich schnell hinzusetzen, denn diese Boote schwanken auch bei leichtem Seegang schon immer bedenklich.

Die Überfahrt zu den Falklands dauert bald eine halbe Stunde. Wir haben weit draußen geankert. Auf der Insel weht ein scharfer Wind. Bei 6 Grad Außentemperatur kommt uns das sehr frostig vor, aber wir sind gut ausgestattet: Fleece-Jacke, Anorak, Schal, warme Mütze, warmes Stirnband, damit die Brille im Wind nicht davonfliegt und Handschuhe komplettieren unsere Winterausrüstung.

Der Wind weht aus dem Süden, zuhause bedeutet das immer angenehme Wärme, nun ist es gerade umgekehrt, denn der Südwind schaufelt hier auf direktem Weg eiskalte Luft aus der gar nicht mehr so weit entfernten Antarktis heran. Im Freien ist es wirklich saukalt. Von Berge & Meer wird hier kein Landausflug angeboten, deshalb haben wir über das Schiff einen Ausflug zu den Pinguinen gebucht. 150 Dollar für 3.5 Stunden, pro Person versteht sich, sind allerdings auch ein stolzer Preis.

Deshalb zieht es die meisten Kreuzfahrer auch nur zu einem kostenlosen Spaziergang durch das sehr übersichtliche Stanley, dem Hauptort der Falklands, mit etwa 2.000 Einwohnern. Die restlichen 1.000 Einwohner verteilen sich über die anderen sehr einsamen Inseln.

Es ist also viel Landschaft hier und in der Paarungs- und Brutzeit kommen auf einen Einwohner gut geschätzt etwa 100.000 Pinguine. Stanley besteht aus einem kleinen Fischereihafen, vielen bunten Holzhäusern, einem Museum, einer Poststation, einem sehr kleinen Krankenhaus, einem kleinen Hotel und einem großen Kriegerdenkmal, das an die immerhin 1.000 Toten des Falklandkrieges von 1982 erinnert.

Aber wir wollen Pinguine sehen und speziell von den wunderschönen Königspinguinen ist dies die weltweit einzige Population außerhalb der Antarktis. Endlich kommt Bewegung auf bei unseren Scouts und die Fahrt mit drei Minibussen geht los. Es gibt keine asphaltierten Straßen, sondern nur festgefahrene, holperige Schotterpisten.

Die Landschaft wirkt trostlos: kein Baum, kein Strauch, Flechten und Moose wechseln mit schwach grünem oder gelblichem Magerrasen und weiten Strecken von Granitgeröll. Eine typische Tundra-Landschaft, wie wir sie schon auf Spitzbergen und Island angetroffen haben. Und dafür haben die Engländer damals etliche Kampfschiffe und einen Flugzeugträger mit geballter Militärmacht hierhin geschickt? Uns interessiert dieser immer noch schwelende Interessenkonflikt zwischen den Engländern und den Argentiniern reichlich wenig, wir wollen Pinguine sehen.

Dennoch sind wir erstaunt, wie groß die immer noch verminten Flächen auf der Insel sind, die weiträumig eingezäunt und mit Warnschildern kenntlich gemacht sind. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt halten wir irgendwo im Nirgendwo. Dort stehen ein paar Geländefahrzeuge bereit. Also raus aus dem Bus und rein in die 4 x 4 Landrover.

Ab jetzt geht es über Stock und Stein. Es gibt keine Straßen mehr, nur über den sonst unüberwindlichen Granitfeldern ist Schotter aufgeschüttet, oder es liegen dort militärische Stahlbohlen aus. Überbleibsel des Krieges, die der zivilen Nutzung zugeführt wurden.

Ron, unser Driver, kennt sich hier gut aus und bremst scheinbar jedes tiefe Schlagloch geschickt aus. Trotzdem werden wir gelegentlich ordentlich durchgeschüttelt, so tief sind die Löcher. Wir durchqueren Wasserläufe und fahren durch eine Hochmoorlandschaft, mit sehr weichem, rutschigem Untergrund, bis wir nach weiteren 20 Minuten das Meer sehen und zum Strand kommen.

Hier heißt es absitzen, und begleitet von ein paar Scouts dürfen wir uns nach ein paar Instruktionen den Pinguinen nähern. Von weitem sehen wir schon mehrere tausend Tiere im eisigen Wind stehen. Ein einmaliges Bild, das uns begeistert. Wir haben zwar auch in Südafrika schon Pinguine gesehen, aber das waren die kleinen Brillenpinguine, auch Jack-Ass-Penguins genannt, die zwar äußerst selten sind, aber längst nicht so beeindruckend wie die Königspinguine. Und das waren vielleicht 200 oder 300 Tiere, während hier Tausende stehen.

Dabei ist um diese Jahreszeit nur noch ein kleiner Rest auf den Falklands. Die Pinguine lieben die Kälte und wenn die Jungen kräftig genug sind, zieht es sie wieder in die Antarktis. Wir sehen hier also nur noch die Nachzügler einer sonst Hunderttausende umfassenden Population. Der rutschige Boden ist übersät mit weißen Pinguinfedern und Pinguinkot. Jetzt bloß nicht ausrutschen.

Die Tiere lassen sich gar nicht von uns stören. Sie stehen still im eisigen Wind und schützen ihre Brut, die sie kurzerhand mit dem Schnabel immer wieder unter ihr wärmendes Bauchfell bugsieren. Besonders die Königspinguine mit ihren leuchtenden Farben an Kopf und Brust sind lohnende Fotomotive. Nach einer guten halben Stunde sind wir doch leicht durchgefroren. Als wir uns umschauen, ist der Rest der Gruppe längst in der Strandbude verschwunden und nimmt dort den angekündigten Kaffee und Kuchen, der von den ortsansässigen Mädels für uns gebacken wurde, und mit großer Gastfreundschaft serviert wird.

Nach einer Stunde steht unser Fahrer Ron wieder pünktlich vor der Strandbude und holt uns ab. Fünf Dollar für Ron begleitet von dem ausgesprochenen Lob: "For the best Driver of the Falklands", zaubern gleich ein Lächeln auf sein Gesicht. Viele von diesen Fahrern zeigen ihren nationalen Inselstolz mit einer, am Heck ihres Fahrzeuges wehenden großen Falklandflagge.

Jetzt halten wir uns nicht mehr lange im Hafen auf und nehmen direkt das nächste Tenderboot zum Schiff. Wir haben noch gerade Zeit uns umzuziehen.

9. Tag: Seetag in der Magellanstraße

Am heutigen Seetag ziehen wir es vor etwas länger zu schlafen, und als wir gegen 9.30 Uhr zum Frühstück auf dem Lido-Deck erscheinen, müssen wir feststellen, dass wir diesen Gedanken nicht allein hatten. Brechend voll ist die Bude, alle Plätze sind besetzt und wir kreisen umher auf der Suche nach einem freiwerdenden Platz.

Nach draußen kann man heute nicht ausweichen, da zieht es schon gewaltig kalt an der Tür herein. Also weitersuchen. Das kann ich am frühen Morgen schon gar nicht leiden, aber schließlich finden wir einen Platz bei einem netten, älteren amerikanischen Herrn.

Aber die Gepflogenheiten der Amerikaner bei Tisch, speziell am frühen Morgen, sind anders als bei uns. Morgenmuffel darf man dort nicht sein, Small-Talk ist gefordert. Aber es sind wie immer die oberflächlich interessierten Fragen, wo wir herkommen, wie es uns gefällt und ob wir gestern einen Landausflug hatten. Damit ist er auch zufrieden. Als er sich von uns auch bald verabschiedet, freut er sich, dass er das Wort "Dankeschön" fast akzentfrei herausbringt. Sehr nett.

Bei Frühstücksbüffet heißt es jetzt immer anstehen. Alles wird gereicht wegen der Pest an Bord. Das dauert natürlich und das Servierpersonal ist damit noch mehr gefordert als sonst, und für uns dauert es natürlich länger, aber wir haben ja heute Zeit. Wir lassen uns halt den Teller füllen. Ein bisschen Rührei, etwas Räucherlachs, zwei kleine Scheiben helles Vollkornbrot (von den Amis schon "Pampernickel" genannt, weil die nur helles Weißbrot und süße Semmeln essen), das man aber nur auf ausdrücklichen Wunsch erhält, etwas Käse und Butter, fertig ist das Frühstück.

Ach, ich vergaß die köstlichen Zwiebelringe, die ich gegen den Protest meiner lieben Frau täglich zum Lachs verspeise. Während ich noch darüber doziere, dass rohe Zwiebel ganz bestimmt eine vorbeugende, desinfizierende Wirkung gegen die Pest an Bord bewirken, entgegnet meine Frau ganz profan und nicht ohne Naserümpfen, ich würde den Geruch eines alten Wikingers verbreiten.

Macht ja nichts, vielleicht sind die ja gerade wegen der gesunden Zwiebeln von Infektionserkrankungen verschont geblieben und deshalb sehr erfolgreich übers Meer gesegelt. Zu dieser, möglicherweise gewagten Theorie nehme ich noch einen Kaffee und einen Vitamin C haltigen Orangensaft - vorbeugend, wegen der latenten Skorbutgefahr bei längeren Seereisen. Das ist meiner Frau schon alles viel zu viel. Da reichen zwei kleine Scheiben Brot mit Erdnussbutter oder Marmelade.

Da sieht so ein Frühstücksteller bei dem durchschnittlichen Amerikaner ganz anders aus. Dort türmen sich fette Würste neben Eiern mit Speck auf dick gebutterten Toastbrotscheiben, abgerundet mit ein paar Kartoffelröstis oder deftigen Bratkartoffeln. Auf den zweiten Teller kommen dann die süßen Leckereien. Blaubeerkuchen ist eine gern genommene Spezialität.

Damit das Frühstück auch gesund bleibt, verdrückt man zum Schluss noch gern einen Obstteller mit Natur- Joghurt. Das müsste doch eigentlich für den ganzen Tag reichen.

Nach dem Frühstück halten wir draußen mal die Nase in den Wind. Wir folgen heute den historischen Spuren von Ferdinand Magellan, der diesen Seeweg entdeckte, der den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Damit wurde die Fahrt zu den Molukken deutlich verkürzt, und vor allem konnte damit der Weg um das wesentlich gefährlichere und ungleich stürmischere Kap Horn vermieden werden.

Am Vormittag ist es noch etwas diesig und wir können das Ufer der Magellanstraße, die bis zu 45 km breit ist, nicht immer sehen. Wir ziehen uns in die Aufenthaltsräume unter Deck zurück und suchen uns einen Fensterplatz, wo wir einen Blick auf das breite Wasser der Magellanstraße mit einigen Öl- oder Gasförderplattformen haben, und gelegentlich einen Blick auf das Ufer erhaschen können.

Lesend und schreibend verbringen wir den Tag. Unser großer Wunsch, Pinguine auf den Falklands zu sehen, ist ja gestern in Erfüllung gegangen. Am Abend ist noch "A Special Invitation for the German Guests." Es werden Canapées gereicht, und typisch amerikanisch gibt es noch eine Gedenkminute für die deutschen Flugzeugopfer des schrecklichen Absturzes in den französischen Alpen. Im nächsten Satz heißt es gleich "Cheerio", es ist schließlich Happy Hour und die Cocktails two für one, also zwei trinken und einen bezahlen.

Es ist schon merkwürdig, wenn man auf der anderen Seite der Welt herumreist. Mit der räumlichen Distanz kommen auch die Meldungen aus der Heimat nicht so ganz nah an einen heran. Es ist wie in der Tagesschau. Die Katastrophen passieren glücklicherweise meistens woanders.

10. Tag: Punta Arenas

In Punta Arenas war ursprünglich eine größere Exkursion in Patagonien geplant mit dem Besuch einer typischen Estancia. Sehr kurzfristig hat Reiseleiter Rainer erfahren, dass das Landgut mit dem wohlklingenden Namen Estancia Lolita bereits seit Wochen renoviert wird und derzeit keine Besuchergruppen empfängt.

Das ist Pech, also muss schnellstens eine adäquate Alternative her, die u.a. den Besuch des Friedhofes von Punta Arenas beinhaltet. Schon wieder ein Friedhof? Das ist wahrscheinlich dem hohen Durchschnittsalter der Mitreisenden geschuldet. Mit zunehmendem Alter wechseln halt die Interessenlagen.

Aber der Reihe nach! Zuerst fahren wir zu Freilichtmuseum der Universität Punta Arenas. Draußen stehen verwitterte Ochsenkarren mit Vollholzrädern ohne Speichen. Oberflächlich betrachtet sieht es aus wie ein Gefährt von Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer. Das kann ich natürlich jetzt nicht laut sagen. Die anderen schleichen mit ernster Miene um die Karren herum und schießen Foto über Foto von den kulturellen Anfängen der Siedlerzeit.

Nun ja, es war sicher eine schwere Zeit für die spanischen Siedler, aber sie sind als koloniale Ausbeuter nach Lateinamerika gekommen. Es gab hier schließlich reichlich Bodenschätze und Gold und Silber waren in Europa sehr begehrt. Mein Mitleid zu den durchlittenen Entbehrungen der Ausbeuter hält sich in engen Grenzen. Wirklich interessant ist das Innenleben der Häuser.

Hier können wir bei der liebevoll, mit viel Sinn für Details zusammengetragenen Sammlung viel über das frühere Leben erfahren. Es gibt eine komplett ausgestattete Apotheke, eine Zahnarztpraxis, verschiedene andere Werkstätten und natürlich auch Wohnräume.

Nächstes Ziel ist dann der schon erwähnte Friedhof. Ob es der schönste Friedhof der Welt oder Südamerikas ist, wie es unsere Reiseführerin angekündigt hat, lasse ich mal unkommentiert. Friedhöfe sind grundsätzlich morbide Orte wider das Vergessen mit einer bedrohlichen Mahnung an die eigene Vergänglichkeit, aber dieser Ort ist zumindest äußerst ungewöhnlich und das macht ihn tatsächlich sehr interessant. Hunderte von riesigen, in Form geschnittenen Lebensbäumen sind zu langen Alleen zusammengestellt und auch hier zeugen große Mausoleen vom Reichtum der Besitzer. An den Gräbern lässt sich gut ablesen, welche Nationalitäten hier mehr oder weniger stark gesiedelt haben und zu welchem Reichtum sie es zu Lebzeiten gebracht haben. Dabei ist die deutsche Gruppe erstaunlich stark vertreten.

An dem großen Graf-Spee-Denkmal sind etliche der Schiffsoffiziere beerdigt, außerdem gibt es ein schlichtes Denkmal der Deutschen Krankenkasse. Leider kann die Reiseleiterin nicht beantworten, was es mit dieser Grabstelle auf sich hat. Sehr bunt wird es bei den neueren Gräbern der Südamerikaner. Dort sind viele Gräber über und über mit leuchtend grellen, künstlichen Blumen geschmückt.

Ein weiteres Highlight ist der Besuch eines originalen Nachbaues des Schiffes von Magellan, das wir vom Schiffsbauch bis zum Mastkorb besteigen können. Es ist kaum vorstellbar, wie mit diesen kleinen Schiffen die Welt erobert wurde und mit welchem Mut diese Leute auf Entdeckungsreise gegangen sind. Monate und Jahre der Entbehrung müssen es schon gewesen sein bei jeder großen Fahrt in unbekannte Seegebiete.

Einen Schnupfen fürchtend, jammern wir schon, weil die Amis die Klimaanlage auf ihren Kreuzfahrtschiffen immer zu kühl eingestellt haben, während die alten Seeleute Wind und Wetter nahezu ständig schutzlos ausgeliefert waren. In der Stadtmitte von Punta Arenas, auf dem historischen Hauptplatz "Plaza de Armas" tobt das Touristenleben.

Rund um die überlebensgroße Statue von Ferdinand Magellan stehen unter riesigen Parkbäume die Reisedevotionalienverkäufer: bunte Socken, Mützen, Jacken aus Alpakawolle. Alles garantiert selbst gestrickt. Wir sind sogar geneigt das zu glauben, denn in fast jedem kleinen Verkaufsstand hockt eine kleinwüchsige, sonnengegerbte, strickende Mestizin.

Wer jetzt der großen Bronzestatue Magellans noch den blank gewetzten rechten Fuß küsst, hat in Zukunft Glück und kommt garantiert wieder. Da lässt meine Frau sich doch drauf ein! Warum auch nicht? Patagonien ist landschaftlich wirklich sehr schön und eindrucksvoll.

11. Tag: Glacier-Alley und Beagle-Kanal

Entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten, werde ich heute erst nach 8.00 Uhr wach. Ich schaue aus den Kabinenfenster und bekomme große Augen: Wir stehen direkt vor einem riesigen Gletscher! Es war zwar gestern in dem Bordmagazin angekündigt, dass wir im Beagle-Kanal sieben markante Gletscher passieren werden, aber ich habe die Tageszeit leider überlesen und zu allem Unglück ausgerechnet heute auch noch länger geschlafen.

Ratzfatz bin ich aus dem Bett, notdürftig angezogen, die Kamera geschnappt und raus an die Luft. Gerade gelingt es mir noch ein paar Bilder vom Gletscher zu machen. Das war dann auch schon der siebte und letzte seiner Art. So ein Pech. Das ärgert mich als begeisterten Hobbyfotografen schon ein bisschen.

Jetzt gibt es vorläufig nichts weiter zu sehen. Links und rechts zieht die Landschaft mit sanfter werdenden Hügeln an uns vorbei.

Für das Frühstück ziehe ich mich um und wir fahren hoch zum Lido-Deck. Ein neuer Kreuzfahrttag beginnt. Wir haben jetzt noch viel Zeit bis zum Nachmittag. Dann werden wir in Ushuaia einlaufen und haben dort einen Ausflug geplant.

Während es an den Gletschern am frühen Morgen noch recht kühl war, kommt gegen Mittag langsam die Sonne etwas hinter den Wolken hervor und der Wind lässt nach. Der Kapitän sagt an, dass wir voraussichtlich eine Stunde früher als geplant in Ushuaia ankommen werden. Das trifft sich gut, dann können wir vor dem Landausflug noch allein in die Stadt gehen und uns dort noch etwas umsehen.

Vielleicht gibt es am Hafengebäude auch noch eine kostenlose Internetverbindung. Das wäre nicht schlecht, denn diese Kosten sind an Bord enorm. 100 Dollar sind hier immer schnell verbraucht und reichen auch bei sparsamem Gebrauch für 4 Wochen kaum aus. Dann hat man aber auch wirklich nur die Emails abgerufen und versendet und kurz die wichtigsten Schlagzeilen gelesen.

Auf dem letzten Teil des Beagle-Kanals vor Ushuaia haben wir einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Die Häuser mit den meist roten Dächern ziehen sich am Ufer entlang über die flachen Hügel hoch, und die schneebedeckten Berge der Kordilleren im Hintergrund bilden eine tolle Kulisse. Das ist also die südlichste Stadt der Welt. Von hier aus führen alle Wege nach Süden in die Antarktis.

Der Hafen liegt direkt an der Innenstadt und die Argentinier sind nach dem Anlegen bei der Schiffsfreigabe unkompliziert. Bereits nach einer halben Stunde können wir das Schiff verlassen. Während wir noch im Hafen unterwegs sind, ist die Sonne vollständig hinter den Wolken vorgekommen. Wir haben strahlend blauen Himmel und Sonnenschein.

In den Jacken ist es viel zu warm. Heute Morgen stand ich noch dick vermummt vor dem Gletscher, jetzt sitze ich in Ushuaia im Polo-Shirt auf der Bank. Welch ein krasser Unterschied. So warm haben wir es uns in der südlichsten Stadt der Welt, so nahe am Südpol wirklich nicht vorgestellt, zumal die Jahreszeit weit fortgeschritten ist und der Herbst längst Einzug gehalten hat.

Der Hafen in Ushuaia ist sehr schön und wir beobachten interessiert die Betriebsamtkeit auf den Ausflugsbooten und den Handelsschiffen auf der anderen Seite der Pier. Erst am Nachmittag um 15.00 Uhr beginnt unser Ausflug in den Nationalpark Feuerland.

Wir gehen erst gar nicht zu dem vereinbarten Treffpunkt auf das Schiff zurück, sondern warten draußen an der Gangway auf "The German Group". Eine junge Frau aus Buenos Aires, die aber schon seit mehr als 10 Jahren in Ushuaia wohnt, begleitet uns bei dieser Tour.

Sie beglückwünscht uns zu diesem tollen Wetter heute, das es hier höchstens an 10 Tagen im Jahr gibt. An mehr als 250 Tagen im Jahr fällt reichlich Niederschlag als Regen oder als Schnee und die Häuser werden ganzjährig beheizt. Das hört sich unwirtlich an.

Der Nationalpark Feuerland bietet uns eine Fülle von großartigen Landschaftsbildern. Zunächst machen wir einen Stopp am Beagle-Kanal, danach unternehmen wir eine kleine Wanderung über Holzstege mit herrlichen Aussichtspunkten. Das Laub hat sich zum Teil schon bunt verfärbt und leuchtet in der Sonne.

Dort irgendwo kommen wir an das Ende der Welt. Eine massive Bretterwand weist uns auf den Kilometerstein 0 der Panamericana hin. Diese Straße führt über mehr als 17.000 km von Feuerland bis nach Alaska.

Zufällig treffen wir vor diesem Startpunkt einen jungen Mexikaner, der von sich und seiner schweren, vollbepackten Geländemaschine mit völlig abgefahrenen Reifen ein Foto gemacht haben möchte. Er erzählt, dass er die Strecke von Mexiko bis zum Ende der Welt in gut 4 Monaten ganz allein bewältigt hat. Jetzt macht er sich wieder auf den Rückweg und gedenkt dann, den oberen Teil bis zum Endpunkt in Alaska zu fahren. Bis er den erreicht hat, ist in Alaska wieder Sommer. Wahnsinn! Der Bursche hat einen Lebenstraum, den er gerade verwirklicht. Respekt! Der hat auf seiner langen Reise bestimmt schon ein paar andere Abenteuer erlebt als wir, die sich tagsüber den Wind der weiten Welt vermeintlich ein wenig abenteuerhaft verwegen um die Nase wehen lassen und am Abend gepflegt, mit einem Cocktail in der Hand im weich gepolsterten Fauteuil Platz nehmen.

Wir sind erst nach 19.00 Uhr von dem Ausflug auf dem Schiff zurück. Das Essen an unserem reservierten Platz im Restaurant ist täglich für 18.00 Uhr gebucht. Wir sind also deutlich zu spät dran, ziehen uns erst einmal um und gehen alternativ zum Lido-Deck, wo am Abend das Selbstbedienungsrestaurant geöffnet hat. Wirkliche Selbstbedienung gibt es allerdings seit Tagen auch nicht mehr, seitdem die immer noch grassierende Pest an Bord ausgebrochen ist.

Im Lido treffen wir zwei flüchtige Bekannte, die mit uns im letzten Jahr sechs Wochen in der Südsee herumgeschippert sind. Wir setzen uns zusammen, kommen ins Gespräch und schwelgen etwas in Erinnerungen an die letztjährige Fahrt mit der " Radiance of the Seas".

Eine neue wunderbare Duzfreundschaft unter Kreuzfahrern wird nach einer Stunde mit ein paar mickrigen Frühlingsrollen und chinesischem Senf besiegelt, wie Sambal Olek stets von mir genannt wird. Zum Schluss zeigt mein neuer Duzfreund noch seine wirklich guten Aufnahmen von den morgendlichen Gletschern auf seinem Tablet-PC, die wir leider verschlafen haben.

Er bietet mir an, ein paar Aufnahmen zu mailen. Ich sage: "Wir können ja tauschen. Gletscherbilder gegen Königspinguine!", denn auf den Falklands haben die beiden nur einen Spaziergang durch die Stadt gemacht.

12. Tag: Kap Horn ruft

Heute werden wir heute Kap Horn umrunden. Für jeden Seefahrer ist diese Fahrt auf einer der gefährlichsten Seerouten der Welt auch heute noch ein ganz gesondertes Erlebnis. Davon ausgehend, dass nachher alle Mann an Deck stehen werden bei der Kap Horn Umrundung, und deshalb beim Frühstücksbüffet mit morgendlichem Gedränge zu rechnen ist, haben wir für heute das Frühstück auf die Kabine bestellt.

Heute stimmt unser morgendliches Timing. Warm angezogen stehen wir ganz früh auf dem Oberdeck auf den besten Aussichts- und Aufnahmeplätzen. Das Meer ist absolut ruhig, liegt so glatt, wie die immer träge dahinfließende Donau vor uns, und kein Lüftchen weht.

Das nennt man wohl eine Flaute. Was haben wir nicht alles für Geschichten von Kap Horn gehört. Wie hieß es noch vor wenigen Wochen in einem Fernsehbericht: "Windstärke 8 gilt bei Kap Horn als ruhige See!" - Und jetzt das! Alles ruhig wie das Tote Meer, nur nicht so salzig.

Wir sind enttäuscht nach all dem Seemannsgarn, kein Abenteuer liegt in der Luft. Zur Belustigung des mittlerweile umstehenden deutschen Publikums bemerke ich, dass ich unter diesen Umständen Kap Horn auch mit dem Schlauchboot umrundet hätte.

Dann taucht es auf, das Horn. Es ist eine langgezogene Hügelkette und ganz oben steht ein mickriger Leuchtturm. - "Da ist der in Holland auf Texel ja größer", lästere ich noch ein wenig ab. Unser holländischer Kapitän mit dem wohlklingenden Namen Wouter van Hoogdalem lässt vor Kap Horn die Maschinen stoppen.

Eifrig klicken die Kameras und es wird Foto um Foto von einem unscheinbaren felsigen Hügel gemacht, an dem noch nicht einmal eine ordentliche Brandung tobt. Wir erleben das sagenumwobene Kap Horn wie den Wolf im Schafspelz, der Kreide gefressen hat.

Wir setzen die Fahrt fort und wenige Seemeilen später lässt der Kapitän das Schiffshorn durchdringend ertönen. Wir passieren die Stelle, an der Atlantik und Pazifik heftig aufeinander prallen. Jetzt ist es tatsächlich vorbei mit der ruhigen See.

Mit jeder weiteren Seemeile auf dem Pazifik wird es zunehmend unruhiger auf dem Schiff, aber das ist alles noch nichts zu der schweren See auf dem Weg zu den Falklands vor ein paar Tagen.

Am Abend finden wir zwei Urkunden auf unserer Kabine vor. Einmal für den Besuch am Ende der Welt, wo wir den Mexikaner beim Kilometerstein 0 der Panamericana getroffen haben und die zweite Urkunde, auf die wir natürlich besonders stolz sind, ist für die heldenhafte Umschiffung von Kap Horn. Dazu wird gleich noch eine kleine Geschichte geliefert, die meinem manchmal etwas sperrigen Humor sehr gefällt.

Der Seemann, der Kap Horn umrundet hat, darf als äußeres Zeichen der Hochachtung einen goldenen Kreolenring am linken Ohr tragen und beim Essen einen Fuß auf den Tisch legen. Allein den harten Seemännern, die Kap Horn und auch das Kap der guten Hoffnung umrundet haben, wird das Recht zugestanden, beide Füße auf dem Tisch abzulegen.

Wir gehören natürlich zu der zweiten Gruppe, der zumindest nautisch besonders Auserkorenen. Hoffentlich kennt der Oberkellner im vornehmen Dining-Room heute Abend diese Story auch, wenn ich als Doppel-Kap-Held von den mir ehrenhalber zugestandenen neuen Tischsitten Gebrauch machen werde.

13. Tag: Seetag im Sarmiento-Kanal

Nachdem wir in den Sarmiento-Kanal eingefahren sind, haben wir wieder ausgesprochen ruhige See. Der Kapitän hatte uns diese Durchfahrt schon am Vorabend als besonderen Leckerbissen angekündigt und empfohlen, sich einen Platz am Fenster zu sichern.

Wir sind also früh aus den Federn und der Steward bringt das Frühstück äußerst pünktlich auf unsere Kabine. Alles ist zu unserer vollsten Zufriedenheit und schon kurz vor 8.00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Crown's Nest auf Deck 9. Dort gibt es ein Dutzend bequeme, breite Lederliegen, die am Bug des Schiffes eine exzellente Rundumsicht bieten. Einen besseren Blick hat der Kapitän zwei Decks unter uns auch nicht.

Wir haben Glück. Gerade noch zwei Liegen sind frei. "Make you comfortable", sagt der Ami dazu und wir lümmeln schon kurz vor Sonnenaufgang in bester Lage herum. Als die Sonne aufsteigt und ein wunderschönes Morgenrot an den Himmel zaubert, hält es mich nicht mehr im Sitz und ich muss raus für ein paar Fotos.

Die Landschaft ist herrlich. Es taucht eine Insel nach der anderen auf, und in der Ferne sehen wir schneebedeckte Berge. Bei den vielen Inseln muss es zur Zeit der Entdecker eine großartige Leistung gewesen sein, hier einen Seeweg zu finden. Wir beschließen unseren einmaligen Aussichtsplatz heute nicht mehr zu verlassen.

Am Nachmittag kommen uns die ersten Eisbrocken im Wasser treibend entgegen. Es werden immer mehr und wir rätseln wo sie herkommen. Rundum sind die Berge inzwischen deutlich höher geworden und mit Schnee bedeckt.

Hoch oben entdecken wir auch Gletscher, die in der Sonne blau schimmern, aber dort oben soll das Eis abgebrochen sein? Kaum möglich! Irgendwo muss es her kommen. Wir verlassen jetzt doch unseren Platz und gehen nach draußen. Fotos durch die Scheibe haben zu große Qualitätsverluste. Die Eisbrocken umschließen mittlerweile das Schiff und hinter einer Insel machen wir einen Seitenkanal aus, wo das Eis herausgeschwemmt wird und richtig, weit dahinter können wir einen Gletscher hoch auf dem Berg erkennen.

Wir stehen ganz vorne am Bug, wo wir dem eisigen Wind die beste Angriffsfläche bieten, aber auch den besten Platz für ein gescheites Foto haben. Während wir noch auf eine freie Sicht in den Seitenkanal hoffen, ändert der Kapitän die Route. Wir fahren tatsächlich langsam in den Seitenkanal ein.

Hinter uns füllt sich langsam das Deck, das vor einer halben Stunde im Bugbereich noch menschenleer war. Nach der nächsten Biegung des Kanals taucht in der Ferne vor uns der Gletscher auf, der bis ins Wasser reicht.

Blau schimmert das Eis. Umso näher wir der Eiswand kommen, desto mehr Gedränge ist hinter uns. Ganz nah lässt der Kapitän das Schiff herangleiten. Wir hören, wie das Eis Geräusche macht. Das Treibeis knirscht am Rumpf des Schiffes und aus der Eiswand vor uns bricht ein riesiges Stück ab und klatscht tosend ins Meer.

Die schwäbische Dame neben Schatzimausi jubelt fast vor Aufregung und Freude. Sie hat gerade im richtigen Augenblick einen kleinen Film mit dem IPhone gedreht und das Kalben des Gletschers festgehalten. Die Farbe des leuchtend blauen Gletschereises ist faszinierend. Wir haben schon einige große Gletscher gesehen, in Kanada, Island, Norwegen und Spitzbergen, aber diese Ansicht übertrifft alles.

Ziemlich durchgefroren treten wir nach diesem tollen Erlebnis Rückzug in unsere Kabine an. Am Abend werden wir den Sarmiento-Kanal verlassen und auf das offene Meer hinausfahren. Ab 22.00 Uhr und auch morgen Vormittag ist mit 4 - 5 m hohen Wellen zu rechnen.

Der Kapitän weißt schon vorsorglich darauf hin, dass man sich an Bord überall festhalten und festes Schuhwerk tragen soll. Und tatsächlich, als wir im Bett liegen, schaukelt es schon ganz schön. Es ist gefühlt so wie bei einem Baby in der Wiege.

Wieso mögen viele Menschen dieses sanfte Gefühl des Schaukelns im Erwachsenenalter eigentlich nicht mehr und es wird Ihnen sogar schlecht dabei? Uns nicht! - Vielleicht haben wir uns einfach ein Stück mehr Jugendlichkeit bewahrt.

14. Tag: Seetag im Darwin-Kanal

Am Vormittag schaukelt es immer noch heftig auf dem Schiff. Alle gehen immer an der Wand lang und halten sich brav am Geländer fest. Das ist jetzt wieder die hohe Zeit der Seuche! Jetzt langen die Seuchenträger wieder überall hin und die Gesunden, die es Ihnen an der gleichen Stelle nachtun, bekommen auch die Pest.

Wir haben uns schon seit Tagen einen ganz anderen Umgang mit unseren Händen und Fingern angewöhnt. Wir berühren nichts Fremdes mehr oder nur noch indirekt, sprich mit dem Handrücken oder den Fingerknöcheln. Aufzugstasten werden grundsätzlich nur noch mit den Fingerknöcheln betätigt, wir halten uns nirgends fest, sondern stützen uns weitgehend mit dem Handrücken ab, notfalls gibt es vielleicht noch einen Klemmgriff zwischen Schulter und Ellenbogen.

Öffentliche Toiletten auf dem Schiff sind für uns auf jeden Fall tabu. Zugegeben, der merkwürdige Gebrauch der Hände sieht schon etwas behindert oder befremdlich aus, aber so sind wir bisher von der Pest verschont geblieben und hoffen auch, bis zum Schluss der Reise so gut über die Runden zu kommen.

Gleichzeitig beobachtet man natürlich die Sorglosigkeit vieler Mitreisenden. Die treiben sich weiter auf den öffentlichen Toiletten herum und greifen anschließend beherzt zum Türgriff, wobei die garantiert Brutstätten der Seuche sind, auch wenn die Boys die täglich hundertfach abwischen. Selbst beim Betreten der Speiseräume umgehen manche den Desinfektionsapparat am Eingang, obwohl dort jemand zur strikten Einhaltung dieser notwendigen Vorsichtsmaßnahme abgestellt ist.

Lass sie alle machen, wir vertrauen hier in diesem Punkt schlicht niemandem und würden auch den warmen Händedruck des Kapitäns verschmähen, wenn nicht gleich eine Waschgelegenheit in der Nähe wäre. Es ist quasi eine Reise unter ständiger Gefahr für die körperliche Unversehrtheit.

Hinter jeder Fremdberührung lauert die Pest. Ein schönes Urlaubsfeeling ist das nicht, besonders, weil wir es ansonsten auf einem Kreuzfahrtschiff als sehr angenehm empfinden, bei vielen wechselnden Orten immer unser eigenes, sauberes, schwimmendes Hotelzimmer dabei zu haben und gerade diese Annehmlichkeit wird jetzt auf den Kopf gestellt.

Mit zunehmender Dauer mögen wir auch gar nicht mehr in öffentlichen Bars sitzen oder nehmen nur die Plätze ein, wo anstatt Stofflehnen solche aus Holz sind, die unmittelbar vorher vom Personal desinfiziert worden sind. Bloß nichts anlangen ist die Devise!

Da uns die Schaukelei nichts ausmacht und es auch nichts Außergewöhnliches zu sehen gibt, schlafen wir erst mal aus und gehen spät zum Frühstück auf das Lido-Deck. Wir verbringen den Tag in der Bibliothek. Dort ist es immer ruhig und es gibt dort gemütliche Lesesessel und große Panoramascheiben.

Dort sehen wir die Wellen des aufgepeitschten Meeres mit aufgewirbelter Gischt und Schaumkronen an die Schiffswand prallen. Das macht schon Geräusche und ist für uns ein beruhigendes Schauspiel. Draußen kann man sich noch nicht aufhalten, dafür ist es viel zu kalt und auch der Wind zu stark.

Erst nachdem wir gegen Mittag vom offenen Meer in den Darwin-Kanal eingefahren sind, wird das Wasser deutlich ruhiger und liegt nach wenigen Meilen wieder glatt wie ein See vor uns. Dieser Kanal, der von Charles Darwin entdeckt wurde, schlängelt sich wieder durch eine Landschaft mit vielen Inseln oder Halbinseln und einem verwirrenden Netz von Seitenkanälen. Es ist wie in einem Labyrinth.

Es ist wirklich ein Wunder, wie diese alten Seefahrer sich hier früher mit ihren Segelschiffen bewegt haben. Hier lauerte auf jeden Fall spätestens an jeder Abbiegung ein neues Abenteuer. Viel hat sich in dieser fast menschenleeren Umgebung seit Charles Darwin wahrscheinlich gar nicht verändert. Wir können hier Unmengen von verschiedenen Wasservögeln beobachten, aber auch auf großen Felsen ruhende Seelöwen und Delphine. Es ist wieder ein bisschen wie im Paradies.

Zum Fotografieren gibt es heut nicht so viel. Die Wasservögel sitzen auf ihren Felsen, aber die sind meist zu weit weg. Wirkt auf dem Bild wie Fliegendreck, also lasse ich das mal. So etwas wollen wir zuhause nicht zeigen. Wir machen uns also einen ruhigen Tag.

Den Abend verbringen wir in der Explorer's Lounge. Dort spielt fast jeden Abend ein Piano und Geigen-Duo klassische Musik, die uns sehr gefällt. Wir waren in den letzten Tagen schon sehr oft, mehr oder weniger lange hier. Die Beiden schaffen es wirklich klassische Musik interessant zu machen und nicht nur wir sind davon begeistert.

Amerikanisches Publikum ist hier allerdings äußerst schwach vertreten. Die Amis hocken dafür immer tobend bereits am Vormittag bei den beliebten Ratespielen mit Fragen für Grundschüler in Gruppen zusammen und freuen sich königlich, wenn einer aus ihrer Gruppe eine richtige Antwort weiß und fühlen sich wohl richtig klug dabei. Es erinnert stark an manch schwachsinnige Sendung im deutschen Privatfernsehen zur Mittagszeit. Wer nicht blöd ist, kann es hier werden. Er muss nur lange genug zuschauen.

Zur ersten Pause des Duos streichen wir für heute die Segel. Uns ist nicht mehr nach Alkohol und auf den möglicherweise virusverseuchten Sesseln zu sitzen, macht auch nicht wirklich Spaß. Wir suchen unsere noch cleane, persönliche Liegestatt auf und widmen uns dem umfangreich mitgebrachten Lesestoff. Das reicht locker über die Zeit und damit wird es auch nicht langweilig.

15. Tag: Puerto Montt

Am frühen Morgen sind wir schon vor dem kleinen Hafen von Puerto Montt vor Anker gegangen. Dort gibt es für die Kreuzfahrtschiffe keine ausreichend große Pier, so dass heute wieder getendert werden muss. Das Frühstück wird immer äußerst pünktlich auf die Kabine geliefert. Alles klitzeklein abgepackt. Ein ungenutztes Potpourri an Salz, Gewürzen, Süßstoff, Zucker usw. ist auch jedes Mal dabei, also jede Menge Wohlstandsmüll, der gerade jetzt in der Zeit der Pest an Bord keinesfalls wieder verwendet wird.

Da könnte ja schon jemand mit seinen sündigen, nicht koscheren Fingern angefasst haben. Gestern wurde sowieso schon wieder die nächste Stufe der Seuchenvorbeugung gezündet. Nachdem es seit ein paar Tagen schon keine in Ledermappen eingesteckten Speisekarte mehr gibt, sondern nur noch eine Lose-Blatt-Sammlung ausgehändigt wird, dürfen auch die Bordgeschäfte nur noch nach vorheriger Handdesinfektion betreten werden.

Zudem sind die Zugänge dekorativ mit dicken Schiffstauen abgesperrt und man muss dort einzeln eintreten und an einem Desinfektionsgerät vorbei. Neben jedem Apparat steht natürlich immer jemand, der die Benutzung überwacht oder freundlich darauf hinweist. Das Personal ist auf diesem Pestschiff mit all diesen zusätzlichen Maßnahmen doppelt und dreifach gefordert.

Gleichzeitig kursieren nun Schreiben des Kapitäns Wouter van Hoogdalem, dass der Bordpool wegen der Pest gesperrt bleiben müsse, aber ansonsten alles natürlich ganz harmlos ist. Es handele sich bei dem Noro-Virus lediglich um eine Bagatellerkrankung, wie sie in jedem guten Altersheim und jeder Studentenunterkunft, wo eben viele Menschen eng zusammen sind, quasi heimisch ist.

Nun, das ist wirklich eine zu grobe Verharmlosung. Natürlich klingt diese sehr unangenehme Erkrankung in der Regel nach 2 Tagen heftigstem Brech-Durchfall wieder ab, aber bei älteren oder geschwächten Personen kann es durchaus zu Todesfällen kommen, heißt es in der einschlägigen Literatur deutlich dramatischer.

Dennoch lassen wir uns das Frühstück schmecken und schlendern dann zum Ausflugs-Treffpunkt mit Rainer in der Mondrian-Lounge. Wir fahren bei morgendlich, diesigem Wetter entlang des Llanquihue-Sees zu dem Örtchen Ensenada.

An der Schnellstraße lässt der Reiseführer kurz anhalten, als die Wolken etwas aufbrechen und ein Blick auf den fast 2600 m hohen, schneebedeckten Vulkankegel des Osomo freigibt. Bis wir die Straße für ein gutes Foto überquert haben, ist die Wolkendecke schon fast wieder geschlossen. Das war nichts.

Erinnerungen an den Besuch des japanischen Fujiyama kommen auf. Dort ist uns leider im Wolkenschleier auch nur ein vernünftiges Foto gelungen. Dafür treffen wir am Seeufer auf die ersten südamerikanischen Lamas. Allerliebst, sehr zutraulich die Tiere.

Dennoch kann ich es mir wieder nicht verkneifen einer Dame, die sich über das Geländer lehnt einen Hinweis zu geben: "Passen Sie gut auf! Die Tiere spucken gern, wenn man zu nah ran geht, beim Fotografieren treffsicher in das freie Auge!" Da zuckt die Dame gleich zurück.

Während ich mich zur Erleichterung in die Raststätte begebe, höre ich, wie meine lebensklugen Ratschläge bezüglich des zielsicher spuckenden Lamas von der Dame gleich weitergegeben werden. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht wage ich es gar nicht mich umzudrehen, aber mein altes, immer hilfreiches Pfadfinderherz ist natürlich hoch erfreut, dass meine Weisheit auf fruchtbaren Boden gefallen ist, dabei weiß ich es selbst noch nicht einmal, ob so ein Tier bei Gefahr im Verzug wirklich los rotzt, was das Zeug hält.

Im Verlauf der Reise werde ich bei unserem einheimischen Reiseleiter noch heimlich in Erfahrung bringen, ob Lamas wirklich spucken, aber nur, wenn die von mir belehrte Dame nicht gerade in meiner Nähe ist.

In Rio Petrohué angekommen, machen wir einen Spaziergang entlang der Stromschnellen, die sich tief in die Vulkanlandschaft eingegraben haben. Die Wolkendecke ist inzwischen aufgerissen und nur noch schmale Wolkenbänder sind am strahlend blauen Himmel zu sehen.

Wunderbare Landschaftsbilder tun sich auf, und der schneebedeckte Osomo liegt vor uns wie ein aufgeschlagenes Bilderbuch. Wieder sind wir schlicht begeistert von Chiles Naturschönheiten.

An einem Stand versuchen die Mestizen uns ihre warmen Ponchos aus Alpaka-Wolle anzudienen, aber es ist in der Zwischenzeit richtig warm geworden in der Sonne. Heute sind die Mestizen mit Ihrem Angebot zur falschen Zeit am falschen Ort.

Auf der Rückfahrt von der wunderbaren Naturkulisse machen wir noch einen Stopp in dem Städtchen Puerto Varas, die Rosenstadt. Die Stadt macht ihrem Namen alle Ehre. Es sich tatsächlich sehr viele Rosen angepflanzt, die in voller Blüte das Stadtbild nachhaltig prägen, aber in der fortgeschrittenen Jahreszeit Mitte Herbst ist von blühenden Rosen nicht mehr viel zu sehen. Das macht uns jetzt nichts. Bei der Einfahrt in die Stadt haben wir am Straßenrand ein interessantes Museum entdeckt.

Die 15 Minuten Fußmarsch entlang des malerischen Sees nehmen wir gern in Kauf. Reiseleiter Rainer hat die gleiche Idee und so machen wir uns zusammen auf den Weg. Bereits aus dem Bus hatte das Museum für uns ausgesehen wie die Villa Kunterbunt, aber bei näherer Betrachtung ist dieses gesamte Haus des Werk eines Messies. Hier wurde alles gesammelt und ohne irgendeine erkennbare Ordnung im und am Haus untergebracht. Mit diesem Inhalt ließen sich gleich mehrere Flohmärkte komplett bestücken.

Alte Dreiräder lagern neben Autofelgen und verwitterten Schlitten, auf der anderen Seite ein Commodore 64 und alte Telefone, und überall dazwischen Bilder über Bilder, bis unter die Decke angeschraubt. Altes Werkzeug aus allen Handwerksberufen gibt es hier zuhauf und selbst in den Estrich sind Metallgegenstände eingegossen. Kein Platz bleibt hier ungenutzt. So etwas haben wir noch nie gesehen.

Draußen ist als Blickfang eine Kuckucksuhr in Garagengröße neben dem Haus aufgebaut und aus dem geöffneten Tor fährt ein stilgerecht beladener 2CV mit uralten Skiern und Lederkoffern auf dem Dach aus der Remise.

Hier lebt der König der Messies und wir bekommen ihn auch noch persönlich zu Gesicht. Mehrere Zeitungsartikel mit Bild hängen an der Wand und lassen uns darauf den überaus freundlichen Messie erkennen.

Ein Wahnsinn, was der hier alles zusammengetragen hat. Da fällt es schwer Kunst und Krempel zu unterscheiden. Das Haus selbst ist aber bei genauer Betrachtung längst schon selbst zum Kunstwerk mutiert. Da sind wir uns auf dem Rückweg alle drei einig.

16. Tag: Zeit für ein Sonnenbad am Seetag

Heute ist wieder ein Seetag. Das Meer ist glatt wie die Donau und es wird langsam wärmer. Nun, wir fahren schließlich auch in Richtung Äquator, wobei wir die Subtropen noch nicht erreicht haben, aber die Lufttemperatur von 24 Grad ist schon ganz angenehm, und lässt ein Sonnenbad unter dem leicht bewölkten Himmel durchaus zu.

Nach dem späten Frühstück sichern wir uns einen Liegeplatz am Pool. Das ist auf diesem Schiff auch alles kein Problem. Die Unsitte des Liegenreservierens gibt es auf diesem Schiff kaum und wenn, tun sich hier ausschließlich "The Germans" besonders hervor.

Daran erkennt man für gewöhnlich im Ausland den guten Deutschen. Das wissen auch die Amerikaner, die sich in diesem Fall mal nicht zu Unrecht über diese speziell deutsche Unsitte mokieren. Aber das regelt sich erstaunlich schnell.

Die Poolboys sind sehr aufmerksam. Wer glaubt, er könne hier ganztags eine Liege mit den Handtuch reservieren, ist falsch gewickelt: Die Burschen greifen durch hier und räumen einfach ab. So muss das sein. Diese kleine disziplinarische Maßnahme wirkt Wunder und "The German Reservierer" schauen blöd aus der Wäsche. Diese gradlinige Konsequenz der Amis hätten wir uns auf vielen unserer vorherigen Kreuzfahrten gewünscht.

Nach den ersten 14 Tagen auf dem Schiff können wir eine Zwischenbilanz zum Schiff ziehen. Bis auf die hartnäckig anhaltende Pest an Bord sind wir mit dem Schiff zufrieden. Das ist natürlich schon sehr nervig, dass man ständig auf der Hut sein muss vor einer Ansteckung mit dem durchschlagenden Magen-Darm-Keim. Ein bisschen verdirbt es schon den Appetit auf das ansonsten gute Essen.

Hier kommt man nicht ganz an die hohe Qualität auf einem Celebrity-Schiff heran. Bei dieser Aussage ist allerdings hinzuzufügen, dass man auch hier auf einem hohen Niveau klagt. Der Service funktioniert in allen Bereichen einwandfrei und alle Mitarbeiter sind außergewöhnlich freundlich und hilfsbereit.

Bei Sonne, Wind und blauem Meer lassen wir heute die Seele baumeln. Auch das ist ein wunderbarer Kreuzfahrttag.

17. Tag: Valparaiso

Heute ist Unruhe an Bord. Der große Gästewechsel steht bevor, fast die Hälfte wird ausgetauscht. Die Flure sind voller abreisender Gäste und wir haben wohlweislich unser Frühstück auf die Kabine bestellt. Dieses Gedränge am frühen Morgen wollen wir uns dann doch ersparen auch wenn der Ausflug nach Valparaiso erst um 10.00 Uhr beginnt.

Zunächst geht es in die Innenstadt auf den zentralen Plaza Sotomayor, der mit einem großen Denkmal den Helden der Seeschlacht von Iquique gewidmet ist. Die stehen natürlich wieder denkmalüblich mit beschissenem Kopf da.

Die Stadt zieht sich vom Hafen in ziemlicher Steigung die Hügel hinauf. Wer oben wohnt, hat zwar eine schöne Aussicht, muss aber auch gut zu Fuß sein. Wer das nicht ist oder zu den faulen Kreuzfahrern gehört, für den gibt es in der Stadt verschiedene Schrägaufzüge, die zum Teil schon seit mehr als 100 Jahren in Betrieb sind.

Wir nehmen einen dieser wunderbaren, altertümlichen Waggons, die noch liebevoll aus Holz gebaut wurden, und fahren nach oben. Von oben haben wir einen phantastischen Blick auf die Stadt und den Hafen. Dort erwarten uns schon die kleinen Mestizen in diversen Buden, die mit den Kreuzfahrern mit Wollsachen, Schmuck und sonstigem bunten Kram ihr kleines Geschäft machen möchten.

Valparaiso hatte früher eine gute Zeit. Die Blüte dieser Stadt ging auf die frühere Schifffahrtsroute durch die Magellanstraße zurück. Damals mussten alle Schiffe über Valparaiso fahren und nahmen Kurs über die Magellanstraße nach Puerto Montt, oder kamen von dort.

Mit dem Bau des Panamakanals hatte Valparaiso seine große Bedeutung als Hafenstadt zunächst verloren. Der frühere enorme Reichtum dieser Stadt lässt sich allerdings auch heute noch an den hochherrschaftlichen Häusern erkennen, ebenso allerdings deren Niedergang, weil die Fassaden überall blättern und der Renovierungsbedarf an allen Ecken groß ist.

Überall dort, wo schon restauriert wurde, sehen wir wunderschöne alte Häuser mit tollen Fassaden. Der Reiseleiter, der uns durch einige erneuerte Viertel führt erzählt, dass die Regierung wieder eine blühende Stadt aus Valparaiso machen möchte. Nun, der Anfang ist gemacht.

Dennoch sehen wir auch die direkt angrenzenden Favelas der Ärmsten der Armen. Hier wohnt man wirklich noch in erbärmlichsten Hütten, oft ohne fließendes Wasser. Strom ist immer vorhanden. Man erkennt auch als elektrotechnischer Laie, dass der Strom aus dem öffentlichen Netz oft abenteuerlich und wahrscheinlich nicht selten lebensgefährlich abgezapft wird. Hier gilt wirklich, dass der Strom nichts kostet, weil er aus der Steckdose kommt.

Die sozialen Unterschiede sind in Südamerika extrem groß. Das sehen wir besonders, als wir in die Nachbarstadt Viña Del Mar weiterfahren. Hier tobt das Leben und das Geld. Am großartigen Sandstrand erhebt sich ein mondänes Spielcasino vor einem großen, schön angelegten Park, und auch jede Menge Sommerresidenzen der gut betuchten Chilenen wurden hier gebaut.

Das steht Monte Carlo nicht viel nach. Den besten Platz hat die Sommerresidenz der chilenischen Präsidentin. Auf einer steilen Klippe steht das Cerro Castillo, mit allerbestem Blick über das Meer.

Wir besuchen das Museum Fonck, das eine interessante Sammlung von Artefakten der Osterinseln und auch von den äußerst wehrhaften, kriegerischen Mapuche-Indianern zeigt. Besonders interessant sind die gut faustgroßen Schrumpfköpfe, die die Indianer von ihren besiegten Feinden herstellten. Ein wirklich übler Brauch, der bis in die Anfänge des 20. Jahrhundert noch Anwendung fand.

Vor den Museum steht ein originaler Moai von der Osterinsel. Von diesen weltbekannten Figuren stehen nur zwei außerhalb der Osterinseln. Eine davon hier vor dem Fonck-Museum und die andere werden wir voraussichtlich morgen sehen. Am frühen Nachmittag sind wir wieder auf dem Schiff zurück.

Jede Menge neue Passagiere spazieren über das Schiff und machen ihre ersten Erkundungsgänge. Wir machen ein Nickerchen auf dem Außendeck. Die Erholung soll ja bei uns auch nicht zu kurz kommen.

18. Tag: Coquimbo

Coquimbo ist eine kleine, unscheinbare chilenische Hafenstadt, die noch unscheinbarer wirkt, wenn das Wetter trübe ist, wie am heutigen Tag. Dennoch, wir haben auch für heute einen Ausflug gebucht und machen ihn auch mit. Der Blick aus dem Fenster verheißt schon nichts Gutes.

Die Pier ist nass. Es hat also schon geregnet und der Himmel sieht grau und trübe aus. Das ändert sich auch nicht bis zum Beginn des Ausfluges.

Die Reiseleiterin erzählt ganz locker, dass es in der Nacht noch ein kleines Erdbeben der Stärke 5.8 gegeben hat. Sie sagt, die Menschen wären hier beunruhigt, wenn die Erde nicht alle paar Tage in dieser Stärke beben würde, denn umso länger die Erde nicht bebt, desto mehr Spannung würde sich möglicherweise tief in der Erde aufbauen und in einem wirklich großen Beben entladen.

Außerdem ist vor ein paar Tagen noch ein Vulkan ausgebrochen, etwa 200 km von hier, aber alles nicht so schlimm. Man geht hier mit Naturgewalten offensichtlich anders um als die in Watte gepackten, Haus- und Grundstück-versicherten Mitteleuropäer. Über ein Beben dieser Stärke oder gar einen kleinen Vulkanausbruch in Bayern hätte die Bild-Zeitung mindestens drei Wochen lang in Weltuntergangsstimmung berichtet. Und hier? Kaum erwähnenswert so ein Ereignis.

Unser erster Foto-Stopp ist in der Bucht von Guayacan. Es könnte schön sein hier, das lässt sich erahnen, als wir so an der Strandpromende entlang laufen, aber ein wirklich gutes Fotomotiv ist das heute nicht.

Ich mache mehr ein Höflichkeitsfoto wegen unserer netten Reiseleiterin, aber wirklich vorzeigbar ist das Foto nicht. Damit vergrault man höchstens die Daheim gebliebenen. Das will keiner sehen.

Weiter geht die Fahrt nach La Serena. Das ist die zweitälteste Stadt nach Santiago, wo der neokoloniale Stil an den alten Gebäudefassaden heute noch gut zu erkennen ist. Hier besuchen wir auch ein archäologisches Museum, wo die zweite Moai-Statue weltweit außerhalb der Osterinseln zu sehen ist.

Die heutige ist aber wesentlich kleiner als die, die wir gestern gesehen haben. Um die restlichen zu sehen, müssen wir jetzt zu den Osterinseln fahren, die mitten im Pazifik liegen, mindestens 4.000 km vom Festland entfernt.

Der Hafen bietet heute an lohnenswerten Fotomotiven mehr als die ganze Stadtrundfahrt. Dort liegen die Fischerboote, die gerade fangfrischen Fisch angeliefert haben und zum Teil noch aus dem Boot heraus verkaufen, oder den Fang direkt zum nahen Fischmarkt karren, und über allem kreisen die Möwen und Pelikane in der Hoffnung, dass etwas für Sie abfällt.

Etwas weiter draußen im Hafen liegen etliche verlassene Fischerboote, die an der Ankerkette festgemacht, vor sich hin rosten. Diese alten Boote sind von den Seevögeln okkupiert. Dicht an dicht sitzen sie überall auf diesen Booten, die schon grau-weiß mit einer dicken Schicht Vogelmist überzogen sind.

Hier sagt man natürlich nicht einfach Vogelkacke dazu, sondern es handelt sich um einen hochwertigen, nährstoffreichen, ökologischen Dünger, mit dem auch bei uns zuhause gut bekannten Namen Guano. Ist klar, das hört sich doch auch gleich viel besser an, schließlich wollen die Chilenen mit dem Vogelmist im Ausland gutes Geld verdienen.

19. Tag: Karfreitag auf hoher See

Karfreitag ist heute und die Sonne scheint. Es ist auf jeden Fall deutlich wärmer als zuhause. Aus Passau haben wir per Handy ein aktuelles Bild bekommen, wo ein Graupelschauer mit dicken Schneeflocken niedergeht. Dann ist so ein Seetag an Bord doch schon besser, zumal heute das Wetter deutlich besser ist als gestern.

Nach den beiden Ausflugstagen tut das jetzt auch mal wieder gut, etwas abzuhängen. Die Seuche ist immer noch an Bord. Im Selbstbedienungsrestaurant ist es immer noch nichts mit der Selbstbedienung. Nach wie vor muss man für jede Kleinigkeit dort anstehen.

Es ist angenehm draußen und wir haben uns einen Platz gesichert, der auch bei der wandernden Sonne voraussichtlich weitgehend im Schatten bleiben wird, es sei denn das Schiff ändert gravierend seinen Kurs. Das passiert aber bei den Seetagen tagsüber sehr selten.

Die Pest an Bord geht nicht nur mit Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme einher, auch das Schwimmbad bleibt für die Gäste gesperrt. Es ist zwar inzwischen wieder Wasser eingefüllt nach der Blitzrestaurierung vor einigen Tagen, aber es ist ein dickes Netz über den Pool gespannt, mit einem Schild zum Nutzungsverbot durch den Kapitän.

Ist klar! Wenn so ein Seuchenträger ins Wasser springt und einmal seine Badehose kräftig lupft, schwimmt wahrscheinlich allen anderen, die es ihm leichtsinnig nachtun, die Pest schon an der Wasseroberfläche entgegen und spätestens am nächsten Tag wird Ihnen das Pestkreuz an die Kabinentür genagelt und Isolationshaft angeordnet. Wie ekelig!

Wir empfinden es schon als eine Einschränkung der Urlaubsqualität, auch wenn wir nicht unbedingt zu denen gehören, die sich sehr häufig in dem Pool suhlen. Dafür ist er uns eigentlich auch zu klein und mit manchem, der zu Beginn der Reise, als der Pool noch nutzbar war dort eingestiegen ist, wollten wir das Wasser auch nicht wirklich teilen. Man setzt sich schließlich auch mich mit jedem in die Badewanne.

Das Gala-Dinner hätten wir eigentlich für einen der Osterfeiertage erwartet und nicht am Karfreitag, aber vielleicht haben die Ostertage bei den Amis eine andere Gewichtung als bei uns, wir wissen es nicht. Karfreitag gibt es Fisch - nicht so bei den Amis.

Die Speisekarte steht voll mit Fleischgerichten. Bei einem mächtigen T-Bone-Steak zucken wir Alt-Kommunionkinder bei der Bestellung traditionell doch etwas zurück, und entscheiden uns schließlich für "Surf and Turf", das ist ein kleines Filet Mignon, kombiniert mit einem Hummerschwanz. Diese kleine lässliche Sünde lassen wir auf hoher See gegen uns gelten.

Es schmeckt aber auch wieder teuflisch gut bei dieser Karfreitags-Gala! - Damit ist das Thema quasi gegessen.

20. Tag: Seetag

Heute ist ein weiterer Seetag, der schönes Wetter mit sich bringt, aber nicht nur das. Es gibt sehr erfreuliche Veränderungen an Bord. Als wir zum Frühstück mit dem Aufzug zum Lido-Deck aszendieren, bemerken wir den offenen Pool auf dem Freideck. Das Absperrnetz ist weg!

Auch im Lido selbst ist heute eine andere Atmosphäre, kein Geschiebe, kein Gedränge, keine Warteschlangen. Was ist los? Eigentlich ist der Saal doch vollbesetzt, wie immer um diese Zeit. Ja da schau her! Die Seuche an Bord scheint besiegt! Dabei war ich mir fast sicher, dass sie uns bis zum Ende unserer Reise begleiten wird. Im Selbstbedienungsrestaurant herrscht tatsächlich wieder Selbstbedienung. Das geht natürlich deutlich schneller, als sich den Teller von einem Hilfskellner füllen zu lassen.

Ein morgendliches Nahrungsparadies tut sich auf. Nur zufriedene Gesichter rundum. Ist klar, die Amis haben sich ihre Tellerchen auch ordentlich vollgeschaufelt, wenn ich mich so umschaue und sind "hanging loose", locker drauf. Da schließen wir uns doch gerne an im Gute-Laune-Nahrungsparadies, und füllen auch unsere Tellerchen.

Das wäre natürlich toll, wenn die Pest an Bord wirklich verschwunden wäre. Vielleicht sind die Seuchenträger in Valparaiso, wo der große Gästewechsel war, tatsächlich alle von Bord gegangen. Dort haben wir mitbekommen, wie manche Kabinen vom Reinigungspersonal mit Desinfektionsspritze auf dem Rücken, vollverkleidet und mit schwerem Atemschutz betreten wurden. Da haben wir uns schon gedacht, dass dort überall die Seuche gewohnt hat.

Diese total versifften Buden hat man in Valparaiso wahrscheinlich einer Voll-Desinfektion unterzogen, damit die neuen Gäste sich nicht gleich mit der Schiffspest infizieren. Wahrscheinlich hat man 2 Tage Inkubationszeit abgewartet und nachdem keine neuen Erkrankungen mehr aufgetreten sind, wurden die strengsten Auflagen des Seuchenschutzes nun aufgehoben.

Dann hoffen wir jetzt, dass es so bleibt und jeder seine Finger oft genug gründlich wäscht, insbesondere nach dem Besuch der sanitären Einrichtungen.

Nach dem Frühstück treffen wir uns noch mit Rainer im Theater. Dort erhalten wir nähere Informationen zu den Landausflügen für den zweiten Teil der Reise, zu dem weitere 50 deutsche Gäste in Valparaiso zugestiegen sind.

21. Tag: Das Vogelparadies auf General San Martin

Am heutigen Ostersonntag ist Peru erreicht und wir legen in dem kleinen Industriehafen General San Martin an. Hier ist weit und breit nichts ausser dem Meer auf der einen, und Sand und Wüste auf der anderen Seite. Ein bisschen trostlos sieht es aus, ohne jede menschliche Ansiedlung und wir müssen zunächst einen Pendelbus für die Fahrt zur Bucht von Paracas nehmen.

Im Bus begrüßt uns der Peruaner Luis in gutem Deutsch. Luis ist außergewöhnlich klein, überschreitet kaum 1.50 m Körpergröße.

In der Bucht angekommen sehen wir, dass Luis für hiesige Verhältnisse gar nicht klein ist. Die Menschen sind hier fast alle nicht größer als er. In dem kleinen Yachthafen ist touristisch schon mehr geboten.

Natürlich sind die Devotionalienläden mit Postkarten, buntem Pseudo-Inka-Strick und Sonnenkappen gut bestückt und die Händler bieten ihre Waren feil, aber sie tun dies nie aufdringlich wie in Ägypten oder auch allen anderen arabischen Ländern.

Gehandelt wird hier auch nicht. Der genannte Preis gilt. Entweder findet der geforderte Preis Anerkennung und wird anstandslos gezahlt, oder das Geschäft kommt nicht zustande.

Wir haben noch eine Stunde Zeit bis unser Boot abfährt, und nutzen deshalb die Gelegenheit zu einem kleinen Hafenrundgang. Was uns schon in Chile aufgefallen ist, treffen wir auch in Peru an. Es gibt hier ungewöhnlich viele verwilderte Straßenhunde, die überall herumliegen und sich auch nicht von den Touristen stören lassen. Zwischen den Buden muss man schon Acht geben, dass man nicht versehentlich auf so ein, in der Sonne dösendes Tier tritt.

Der Hafen bietet mit den Fischerbooten schon eine ganze Menge an Fotomotiven. Auch hier liegen wieder verlassene Boote, die vor sich hin rosten und von den Vögeln piratenhaft geentert wurden. Dicht an dicht sitzen die Pelikane überall.

Auf der Strandpromenade steht ein kleiner Peruaner mit einem Eimer voller Fischabfälle. Damit lockt er die Pelikane an, wirft einen Fischköder hoch in die Luft und die Pelikane strecken sich und springen gierig danach. Ganz aus der Nähe betrachtet sind Pelikane schon sehr imposante Tiere. Mit einer guten Stunde Verspätung geht es dann endlich los mit unserer Bootsfahrt.

Deutsche Pünktlichkeit ist hier nicht. Wenn man sich hier verabredet, bedeutet das mindestens 30 Minuten später zu kommen und bis zu 2 Stunden Verspätung liegen hier durchaus noch im Toleranzbereich der Höflichkeit. Da wäre zuhause schon die Hölle los!

Wir nehmen mit etwa 40 Personen in einem offenen Schnellboot Platz und müssen alle eine Sicherheitsweste tragen. Das Boot macht mit einem kräftigen Doppelmotor ordentlich Speed. Der Bug hebt sich jedenfalls weit aus dem Wasser in die Höhe und wir werden fest in die gut gepolsterten Sitze gepresst, während die schäumende Gischt uns links und rechts bald die Sicht nimmt. Nach 10 Minuten ist das erste Ziel erreicht.

In den Fels eines hohen Bergrückens ist von den Inkas eine 120 m hohe und 60 mbreite Figur eingeschlagen worden. Sie ähneln ein bisschen den weltbekannten Linien von Nasca, die etwa 200 km von hier auch in Felsen eingeschlagen worden sind. Deren Bedeutung kennt man bis heute noch nicht, aber beeindruckend ist es schon und die Fotoapparate klicken.

Nächstes Ziel ist ein Vogelfelsen. Wir erwarten halt ein bisschen meerestypisches Federvieh heute und lehnen uns bei der flotten Fahrt von weiteren 30 Minuten erst einmal entspannt zurück. Was wir dann sehen und erleben, übersteigt sämtliche Erwartungen!

Tausende, Hunderttausende, gefühlt Millionen von Seevögeln umkreisen eine ganze Inselgruppe und es stinkt bestialisch. Hier wird Guano herstellt, den die Peruaner in tausenden Tonnen als Dünger in alle Welt verschiffen und verkaufen.

Wir sehen brütende Kormorane, Seeschwalben, Möwen aller Art und Pelikane. Dazwischen liegen auf den Felsen Seelöwen in ganzen Herden zusammen, während über uns ganze Vogelschwärme hinwegziehen. So viele Vögel haben wir im Leben noch nicht gesehen und auf jeder Insel ist ein unvorstellbares Gewusel der einzelnen Vogelarten.

Die Inseln selbst sich auch sehr sehenswert, weil die schroffen Felsen, die über und über mit Vogelmist bedeckt sind, Höhlen und Brücken bilden, unter denen wir zum Teil mit dem Boot durchfahren können. Es ist ein ganz phantastisches Naturerlebnis. Wohl dem, der eine schützende Kopfbedeckung mitgenommen hat. Manch einer wird aus einem der vielen Vogelschwärme überraschend hart getroffen und nimmt gleich eine frische Guano-Ladung kostenlos mit an Bord.

22. Tag: Lima-Stadt

Am frühen Morgen hat unser Schiff bereits in Callao festgemacht. Callao ist der Hafen vom Lima, das heute auf unserem Besuchsprogramm steht. Die Peruaner geben sich sehr bürokratisch. Es dürfen auf dem Hafengelände immer nur 3 Busse bis zum Schiff vorfahren um die Ausflügler aufzunehmen. Hier schlägt wieder die Stunde der überheblichen Amis.

Zuerst kommen natürlich die Busse der Schiffsausflügler. Die Busse für die Deutschen stehen zwar schon längst vor dem Hafengelände, bringt Rainer telefonisch in Erfahrung, dürfen aber nicht einfahren. Also heißt es warten, bis alle Amis weg sind. Das dauert eine gute Stunde.

Wir werden begleitet von Nelly, einer kleinen, lebhaften Peruanerin, die aus dem Hochland kommt. Wir hören, dass Peru fast viermal so groß wie Deutschland ist, aber nur 31 Millionen Einwohner hat, wovon weit mehr als 10 Millionen in Lima leben. Der Rest des Landes ist also sehr dünn besiedelt.

Der Verkehr bis in die City von Lima ist katastrophal. Nicht nur, dass die Fahrzeuge sich Stoßstange an Stoßstange quälen, nein, es sind auch jede Menge Kamikaze-Fahrer unterwegs. Fahrspuren gibt es auf den mehrspurigen Straßen nicht. Da wird gefahren wie es gerade passt, mal 3 LKW nebeneinander oder eben 5 PKW. Links und rechts überholt, geschnitten und ausgebremst wird sowieso, ganz nach dem Motto, wer bremst hat verloren.

Nelli erzählt von den peruanischen Lebensgewohnheiten. Peruaner essen scheinbar für ihr Leben gern, aber nicht nur schieres Fleisch wie die Argentinier, sondern auch sehr viel Obst und Gemüse, das hier auch für den europäischen Export auf riesigen Feldern im Umland angebaut wird.

Eine Lieblingsspeise von Nelly sind gegrillte Meerschweinchen. Darüber gerät sie fast ins Schwärmen. Nelly ist 40, sieht aber mit ihren pechschwarzen Haaren bald 15 Jahre jünger aus und hat auch beim Goethe-Institut hervorragend Deutsch gelernt. Sie hat eine Tochter und zwei Katzen, aber keine Meerschweinchen. "Mit Essen sollte man nicht spielen", bemerkt Nelli, und hat damit natürlich die Lacher auf ihrer Seite.

Das Leben an der Pazifikküste wird bestimmt vom Humboldt-Strom, der sehr kaltes, aber auch nährstoffreiches Wasser mit viel Plankton und Fisch direkt aus der Antarktis vor die Küste treibt. Das erklärt auch die große Anzahl der Seevögel aller Art vor der chilenischen und peruanischen Küste.

Das auch im Sommer höchstens 18 Grad warme, oder besser gesagt, kalte Wasser führt auch dazu, dass es in Küstennähe kaum regnet. Bis auf ein paar gelegentliche Nieseltropfen gibt es in Lima keinen Regen. Daher kennt man auch hier keinen Regenschirm, den Nelly vor vielen Jahren erst in Deutschland kennengelernt hat, als sie für ein Jahr als Au-pair-Mädchen in Schwäbisch-Gmünd war.

Das in Peru nicht nur Wüste ist, verdankt das Land den Anden. Von dort fließen mehr als 50 Flüsse in den Pazifik und bringen ausreichend Wasser für eine intensive Landwirtschaft.

Obwohl wir nicht in der Rush-Hour in die City fahren, brauchen wir 1.5 Stunden für die knapp 20 km bis zum Plaza de Armas. So werden die zentralen Plätze in den südamerikanischen Städten fast überall genannt. Dort steht auch immer das Denkmal irgendeines Volkshelden. Meist aus dem militärischen Genre, denn Revolutionen, Umstürze und Militärdiktaturen gab es in Südamerika überall reichlich.

Der Platz selbst ist sehr großzügig und sehenswert mit seinen sehr gut renovierten kolonialen Fassaden, ein echtes Prachtstück. Wir besuchen das erzbischöfliche Palais und die Kathedrale, mit einer einzigartigen Sammlung von Skulpturen und Gemälden aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Lima bietet eine außergewöhnlich schöne, malerische Innenstadt, wie wir zu unserer Überraschung bemerken, denn bei der Anfahrt sind wir an vielen ärmlichen Wohnvierteln vorbeigekommen.

Eine Besonderheit des peruanischen Steuerrechts führt allerdings auch dazu, dass eigentlich alle Häuser sehr unfertig aussehen. So lange ein Haus ich Peru nicht ganz fertig ist, muss keine Grundsteuer entrichtet werden. Das führt dazu, dass die peruanischen Schlitzohren aus der oberen zweiten Etage mindestens Stangen von Moniereisen herausragen lassen, oder auf den Ecken ein paar Betonpfeiler gießen, zwischen denen die Wäscheleinen gespannt werden. Es soll also den Eindruck erwecken, dass noch eine 3. Etage zum Ausbau anstände, obwohl hier nie etwas anderes geplant ist, als Wäsche zu trocknen. Das weiß hier jeder, akzeptiert auch jeder, aber es sieht schrecklich aus.

Dennoch, die Innenstadt ist sehenswert schön. Irgendwo in den engen Gassen haben wir dann ein paar von unseren Rentnern verloren, die auch nach intensiver Suche nicht aufzufinden sind. Ein bisschen Schwund ist immer und wir liegen morgen auch noch im Hafen von Lima. Bis dahin werden sie schon wieder zum Schiff gefunden haben.

Der Bus fährt also ohne sie zurück. Am Abend haben die Ausreißer es mit dem Taxi auch zurück zum Schiff geschafft. Wie aufregend!

23. Tag: Pachacamac-Ruinen und Paso-Pferde

Nelli begleitet uns auch heute wieder bei dem Ausflug. Das ist sehr erfreulich, denn Nelli spricht nicht nur hervorragend Deutsch, sondern weiß auch viel und interessant zu erzählen auf dem langen Weg in den Süden Limas.

Sie erzählt uns gleich, dass es gestern Abend noch ein Erdbeben der Stärke 5.8 gegeben hat und heute am frühen Morgen noch ein Nachbeben der Stärke 3.4 gewesen sei. Wir haben davon auf dem Schiff nichts bemerkt, aber hier ist es genauso wie in Chile. Das beunruhigt einfach niemand, weil es mehr oder weniger zum täglichen Leben gehört.

Wir fahren fast 1.5 Stunden bis nach Pachacamac. Außerhalb von Lima geht es über weite Strecken über den Pan American Highway, an dessen Kilometer Null wir ja schon auf Feuerland gestanden haben. Hier sehen wir, dass in diesem Land wenig Regen fällt und dort, wo nicht bewässert wird, sieht es fast wüstenhaft aus. Das ist auch bei den Ruinen der Prä-Inka-Stätte so, wo der Gott Pachacamac verehrt wurde.

Es ist sehr heiß heute und wir kommen ordentlich ins Schwitzen, bis wir die Hügel mit den Ruinen bestiegen haben, aber oben weht ein erfrischend kühler Wind vom Pazifik und auch wir verspüren in diesem Augenblick den Segen des kalten Humboldt-Stromes für dieses Land.

Das alles stammt noch aus der Vor-Inka-Zeit, also ca. 800 bis1.450 n. Chr.. Das ganze Gelände ist so weitläufig, dass wir große Zwischenstrecken mit dem Bus fahren müssen. Hier gibt es für die Archäologen noch viel zu tun und zu entdecken.

Nach dem Besuch im sehr trockenen, staubigen Pachacamac geht es zu einer peruanischen Hazienda mit Paso-Pferden und einem Mittagessen. Wir fahren wieder eine längere Strecke mit dem Bus. Es geht über Stock und Stein auf unbefestigten Schotterstraßen. Wir fahren durch ärmlichste Dörfer und schließlich nur noch über Feldwege.

Dort wäre ein deutscher Busfahrer mit einem Reisebus niemals langgefahren. Bei mancher Kurve geht es erst im zweiten Versuch durch. Nur noch Staub, Dreck, ärmliche Hütten mit Wellblechdach und ein paar in der Sonne dösende Hunde und ein paar im Dreck spielende Kindern davor.

Das wird ja was werden mit der Hazienda, denken wir denn so. Dann stehen wir plötzlich vor einem riesigen, mit Eisenspitzen bewehrten Stahltor. Das öffnet sich automatisch, wir fahren ein. Ein weiteres Stahltor taucht vor uns auf, während sich das Tor hinter uns schließt. Nach all der Ärmlichkeit und dem Dreck fahren wir jetzt durch eine Schleuse gefühlt direkt ins Paradies.

Es öffnet sich ein weitläufiges, überaus gepflegtes Gelände soweit das Auge reicht. So wohnt also ein peruanischer Großgrundbesitzer! Es grünt und blüht überall. Weiße und rote Oleanderhecken, prächtige Jacaranda-Bäume und vieles mehr sehen wir rund um die satten Wiesen. Ein prächtiges Wohnhaus tut sich auf nach einer längeren Allee. Da muss man nicht lange fragen, wer dort wohnt. Das können nur die gut betuchten Großgrundbesitzer sein.

Vor einer großen Wiese gibt es einen überdachten Platz, groß wie eine riesige Scheune, aber edel ausgestattet. Dort gibt es alles, was man für ein zünftiges Grillfest mit 300 oder mehr Personen braucht. Auf der einen Seite sind schon Stuhlreihen für die Show mit den Paso-Pferden für uns aufgebaut, und auf der anderen Seite stehen aufs Feinste gedeckte Tische unter dem Schatten spendenden Dach. Ein wirklich tolles Ambiente, das wir nach dieser Anfahrt niemals erwartet hätten.

Dann taucht die elegante Gastgeberin auf: sehr hübsch, gertenschlank, weiße Hose, weiße Bluse, Panama-Hut, im Reiterhof-Jargon gesprochen würde man wohl sagen, eine Amazone edelster Rasse. Mit gleicher Eleganz begrüßt Sie uns auch sehr freundlich und es bedarf nur eines kleinen Winks, und schon laufen livrierte Kellner zwischen uns her und servieren Pisco, das wohlschmeckende peruanische Nationalgetränk. Dazu werden kleine gekochte Kartoffeln mit verschiedenen Dips gereicht. Sehr lecker ist das alles.

Es folgt die Vorstellung der Paso-Pferde, einer besonderen peruanischen Pferderasse mit einer speziellen Gangart, die den Reiter im Sattel absolut ruhig hält. Auf diesen Pferden kann man auch ohne Reitunterricht reiten. Doch wir erleben diese Pferde in Perfektion. Alle Pferde sind auch auf das Edelste angeschirrt, nur im feinsten Leder mit viel Sterling-Silber-Applikationen.

Hier wohnt das Geld, muss man neidlos anerkennen. Meine Frau drückt es zur Belustigung der Mitreisenden mit einer, nicht ganz ernst gemeinten Bemerkung etwas krasser aus: "Meine Armut kotzt mich an!" Die Vorführung der Pferde mit den ganz in weiß gekleideten Reitern ist schon ein Erlebnis der besonderen Art. Die Pferde reagieren offenbar auf den kleinsten Schenkeldruck. Es scheinen fast unsichtbare Kommandos zu sein, die die Pferde elegant dirigieren.

Der absolute Höhepunkt ist jedoch der Tanz mit dem Pferd. Eine junge Tänzerin in prachtvollem weißen Kleid im spanischen Kolonialstil betritt die Wiese. Musik spielt auf zur Marinera und ein Reiter mit einem besonders edlen Paso-Pferd kommt hinzu. Passend zur Musik wird die Dame bei diesem Tanz von dem Reiter auf dem Pferd umworben. Geradezu graziös bewegt sich das Pferd um die tanzende Schönheit. Es ist ein tanzendes Werben, ein ausdrucksvolles Liebesspiel hoch zu Ross.

Wir erleben eine wirklich grandiose Darbietung, eine kaum vorstellbare, perfekte Einheit von Reiter und Pferd. Nach dieser gelungenen Vorstellung geht es dann an den gedeckten Tisch zu einem typischen peruanischen Essen. Es ist wirklich alles sehr lecker und frisch. Perfekt vom frisch geernteten Salat aus dem eigenen Garten, bis zu den in Peru gern genommenen dicken Bohnen. Wir glauben jetzt gern den Worten von Nelli, die das Essen so liebt und begeistert erzählt, dass Peru die anerkannt beste und abwechslungsreichste Küche Südamerikas hat.

Am Abend gehen wir zwar zum Essen ins Rotterdam, aber nach dem opulenten Mittagsmal beschränken wir uns auf Vorspeise, Suppe und Salat. Hauptgericht und Dessert lassen wir heute links liegen. Es reicht einfach für heute. Keine Musik mehr in einer Bar, kein Theaterbesuch und keinen Drink mehr. Wir gehen ins Bett und widmen uns unserem mitgebrachten Lesestoff.

24. Tag: Moche-Kultur und Chan Chan Pyramide

Sallaverry ist die letzte Station unserer Reise in Peru. Wir werden dort von dem Reiseleiter Markus abgeholt. Markus ist braun gebrannt, sieht aber ansonsten gar nicht so aus wie ein Südamerikaner. Es fehlt der Einschlag der Mestizen und er schwäbelt deutlich. Richtig! Markus ist ein deutscher Aussteiger und lebt seit 15 Jahren in Peru. Bis dahin hatte er mit einem 12 bis 16 Stunden-Job bei Daimer im Vertriebsmanagement geschafft, und es war ihm einfach zu viel geworden. Mit Ach und Krach hatte er damals beim Arbeitgeber 4 Wochen Urlaub durchgesetzt, und wollte mal möglichst weit weg und Abstand gewinnen.

Über Freunde von Freunden kam er dann auf Peru und dort als erste Anlaufstelle zu einer Familie in Peru, die er bis dahin überhaupt nicht kannte und selbst, außer dem, was er seinem kleinen Reiseführer entnehmen konnte, kein Wort Spanisch sprach.

Dort bei dieser völlig fremden peruanischen Großfamilie der Freunde von Freunden, die mit 2 Kindern, Großeltern und mehreren Hunden unter einem Dach lebten, war er von Anfang an wie ein Familienmitglied integriert. Dieses, so völlig andere Leben in Peru mit größter Hilfsbereitschaft und einem total entschleunigten Alltag hat ihn so beeindruckt und fasziniert, dass er nach 4 Wochen seinen Job bei Daimer gekündigt hat, ohne zu wissen, wie es in Peru weitergeht.

Die Peruaner leben von Tag zu Tag. Man weiß nie, was kommt. Ein Erbeben kann alles verändern und trotzdem geht das Leben immer weiter. So hat er sich der peruanischen Lebensart angepasst, schnell Spanisch gelernt und ist langsam in den Job des Reiseleiters hineingewachsen, und macht mittlerweile Touren in halb Südamerika.

Manche Biographien sind wirklich interessant. Seinen Job macht er auf jeden Fall sehr gut hier, denn er kann sehr spannend und mit fundiertem Wissen erzählen.

Unser erstes Ziel sind die Moche-Pyramiden in der Nähe des Cerro Blanco, eines fast weißen, weithin sichtbaren, hohen Bergkegels. Wir fahren über eine zweispurige Schnellstraße entlang des Pazifiks. Die Landschaft ist sehr schön anzusehen: links die wunderschöne Küstenlandschaft mit vielen Seevögeln und rechts wechselt wüstenhaft, sandiges Gebiet mit saftig grünen, bewässerten landwirtschaftlichen Flächen.

An der Huaca Del Sol halten wir nur kurz an für einen Fotostopp. Dieser Sonnentempel aus der Moche-Kultur, also noch vor der Inka-Zeit ist aus mehr als 50 Millionen ungebrannten Ziegelsteinen erbaut worden: 228m lang, 135 m breit und 48m hoch. Es gibt nicht nur in Ägypten Pyramiden! Diese Pyramide aus ungebrannten Ziegeln hat die Zeit allerdings nur deshalb so gut überdauert, weil es hier so gut wie nie regnet.

Wir können den Sonnentempel nicht näher betrachten, weil dort gerade erst vor ein paar Jahren die Archäologen mit Ausgrabungen begonnen haben. An dem in Sichtweite liegenden Mondtempel graben die Archäologen zwar auch noch, aber dort sind inzwischen viele freigelegte Bauwerke für Besucher zugänglich. Auch der Mondtempel, Huaca de la Luna, hat noch beträchtliche Ausmaße: 80m lang, 60m breit und 21m hoch und wurde für einen zeremoniellen Totenkult gebraucht.

Dieser Tempel war vollständig mit Sand bedeckt und wurde erst in den letzten 5 Jahren freigelegt. Mit seinen eindrucksvollen, bunten Fresken ist er heute ein Highlight in der Region. In südamerikanischen Frühkulturen waren Menschenopfer weit verbreitet, so auch bei den Moche-Indianern. An der Pazifikküste Südamerikas tritt alle 10 bis 15 Jahre mit dem El Niño ein besonderes Wetterphänomen auf, das mitunter zu wochenlangem Starkregen in den ansonsten trockenen-heißen Regionen führt. Vollständige Ernteverluste und Hungersnöte waren oft die Folge.

In diesen schwierigen Zeiten musste der Gott des weißen Berges beruhigt werden und dies geschah in dem Mondtempel, dem Sitz des Herrschers über die Gezeiten des Meeres mit vielen Menschenopfern. Da es in diesen Kulturen, anders als bei den Ägyptern, keine Schriftsprache gab, lässt sich die Leidensgeschichte und der Weg bis in den grausamen Tod der Opfer an den vollständig erhaltenen, bunten, großflächigen Reliefbildern auf eine fast bedrückende Weise nachvollziehen.

Hier gibt es 1.000 Jahre alte Geschichte noch zum Anfassen und unser Reiseleiter Markus versteht es mit seinem profunden Wissen sehr gut, die alten Steine sprechen zu lassen. Nach dem Besuch des Mondtempels setzen wir die Fahrt fort nach Chan Chan, der größten Lehmstadt der Welt aus der Herrschaft der Chimú, die zeitlich noch vor den Inkas einzuordnen sind.

Jeder Herrscher hat seine eigene Stadt geschaffen, die bei seinem Tod verlassen wurde, nachdem alle seine Frauen und Nebenfrauen umgebracht worden waren. Die aus Millionen von Lehmziegeln errichteten Städte waren dann dem Verfall preisgegeben. Insbesondere die El Niño Regenfälle weichten die ungebrannten Ziegel auf und lösten Mauern und Wände auf. Chan Chan ist heute Weltkulturerbe.

Die Restaurierung wurde aber erst ernsthaft betrieben, nachdem die Drohung diesen Titel zu entziehen im Raum stand, und viele Unesco-Millionen für den Wiederaufbau auf südamerikanische Art irgendwo in den Taschen korrupter Politiker oder sonst wo versickert waren.

Heute sind die Lehmbauten mit Dächern vor dem gefürchteten El Niño Regen geschützt. Auch hier treffen wir auf eine einmalige, weitläufige Anlage mit zum Teil auch sehr schmalen Gängen. Markus erzählt uns unterdessen, dass in Peru gerade einmal 5 Prozent der Kulturschätze von Archäologen erforscht seien. Es fehlt dazu an Geld.

Zum Abschluss geht es noch zu einem Besuch in ein altes Fischerdorf. In Huachaco werden noch klassische Binsenboote gebaut, mit denen die Fischer mehrere Kilometer hinaus aufs Meer fahren und in dieser fischreichen Gegend immer noch ihren Fang machen.

Es ist ein fast malerisches Bild, die Fischer mit Ihren Booten am späten Nachmittag bei bald untergehender Sonne auf das Meer hinausfahren zu sehen. Spät sind wir zurück von diesem außergewöhnlichen Ausflug in die alten Kulturen Südamerikas.

25. Tag: Küchenführung am Seetag

Zum Höhepunkt des heutigen Tages begeben wir uns gegen 11.00 Uhr auf Deck 4 zum Eingang des Rotterdam-Speisesaales, wo die Küchenführung beginnt. Pünktlich holt uns Hermann, der Holländer ab, um uns hinter die Kulissen zu führen.

Ganz neu ist das für uns nicht. Wir haben schon auf anderen Schiffen eine Küchenführung mitgemacht, die aber aber wesentlich größer waren als die MS Zaandam. Und tatsächlich geht es in der deutlich kleineren Küche wesentlich beengter zu, und der Lärmpegel ist deutlich höher. 91 Leute arbeiten hier im Schiffsbauch zwischen den Cromargan-Regalen im Schichtbetrieb.

Hier wird gebacken, dort Salat geputzt und in der anderen Ecke werden die heißen Gerichte zubereitet. Irgendwo wuseln alle irgendwie umeinander. Der überwiegende Teil der Küchenmannschaft kommt aus Indonesien. Der Chefkoch ist ein Deutscher.

Weiter geht es, es ist eng hier und die Hinteren drängen langsam nach. Das ist auf jeden Fall eine schwere Arbeit hier. Rund um die Uhr 1.400 verwöhnte Kreuzfahrtgäste zu bekochen, die immer noch etwas zu bemäkeln haben, ist bestimmt nicht einfach.

Interessant ist, dass mit den wechselnden Routen von den Passagieren auch andere Speisen präferiert werden, und auch in den Mengen stark schwanken können. Da ist beim Einkauf immer großes Fingerspitzengefühl und Erfahrung gefragt.

Mit langjährigen, ausgesuchten Lebensmittel-Lieferanten in fast jedem Hafen sind stets gut gefüllte Kühlräume garantiert. Das ist beruhigend, aber man hat auch noch nie gehört, dass jemand auf einem Kreuzfahrtschiff verhungert ist.

26. Tag: Echte Panamahüte und andere Manufakturen

In Manta legen wir in einem einsamen Hafen abseits der Stadt an. Fußläufig ist die Stadt nicht zu erreichen, bzw. ist es auch gar nicht erlaubt den Hafen zu Fuß zu verlassen, sondern man ist gezwungen, einen Shuttle-Bus in die Stadt zu nehmen.

Uns ist das egal, denn wir haben auch für heute einen Ausflug gebucht, obwohl das Programm auf den ersten Blick gar nicht so vielversprechend ist. Da wäre ein Museumsbesuch, eine Knopffabrik, ein Sisal verarbeitender Betrieb und eine Panamahut-Herstellung mit Verkauf natürlich.

Letzteres war eigentlich allein ausschlaggebend für unsere Buchung. Wir werden von Reiseleiter Luis in Empfang genommen und nehmen zunächst Kurs auf das kleine Museum, das uns die Geschichte der Ureinwohner von Ecuador näher bringt.

Es ist sehr heiß heute und, warum auch immer, beginnen die Ausstellungsräume des Museums erst auf der vierten Etage mit nur einem kleinen Aufzug. Nach dem Treppenaufstieg rinnt der Schweiß aus allen Poren, aber wenn ich mich so umschaue, geht es mir nicht allein so. Selbst Reiseführer Luis, der diese Temperaturen gewöhnt sein müsste, steht mit mächtig durchgeschwitztem Hemd vor den Ausstellungsexponaten.

Leider darf man hier nicht fotografieren, obwohl es durchaus interessant wäre und die Ausstellung verkauft sich unter Wert, weil sie schlecht aufgebaut ist, und die Räume zu eng sind. Also schnell mal durch und wieder die Treppe runter. Unten im Museumseingang werden wir schon von ein paar Mestizen erwartet, die ihre Handwerkkunst feilbieten. Als leidenschaftliche Sammler von Eulen aus aller Herren Länder greifen wir hier wieder zu. Wir erstehen hier eine Eule aus der Palmnuss Tagua, und greifen damit dem Besuch der Knopffabrik vor.

Wir setzen unsere Fahrt fort und fahren am Strand entlang. Die Küste hier ist einmalig schön und auch hier gibt es jede Menge Seevögel, die sich im Sturzflug ins Wasser fallen lassen um Beute zu machen. Es deutet auf großen Fischreichtum hin, wie sich die gefräßigen Vögel in großer Zahl immer wieder ins Wasser stürzen.

Nächstes Ziel ist die Knopffabrik. Wer kommt auf die Idee so eine langweilige Fabrik zu besuchen? Nun, weit gefehlt! Es ist hochinteressant wie hier produziert wird, und wie die Arbeitsbedingungen sind. Verarbeitet werden hier nur Tagua-Nüsse. Der Samen dieser Palmnuss hat etwa die Größe eines Hühnereies, ist außen unscheinbar braun, hart wie Elfenbein und hat aufgeschnitten auch eine solche gelblich, weiße Farbe.

Die "Fabrik" befindet sich in einem Hinterhof. Wir gehen einen engen Gang entlang und kommen über eine Treppe mit lebensgefährlich ausgetretenen Stufen in die kleine Halle. Es grenzt schon bald an ein Wunder, dass alle Gäste heil unten angekommen sind. Dort erwartet uns zuerst das Mädel an der Säge. Die junge Frau steht an einer Kreissäge mit einem freistehenden Sägeblatt, ohne jeden Schutz, und sägt die Nüsse in dünne Scheiben. Schutz bieten ihr nur ein paar gebogene Metallstücke, die sie sich mit einfachem Isolierband einzeln um die Finger geklebt hat. Trotzdem verlangt ihre gefährliche Arbeit höchste Aufmerksamkeit und sie zersägt die Nüsse in Akkordzeit. An diese Säge würde sich keiner von uns herantrauen!

Die nächsten Mädels sitzen an der Fräse. Dort werden die ausgesägten Scheiben eingelegt und mit dem Zug an einem langen Hebel fliegen die harten Späne und Reststücke nur so umher. Hier müssen die Mädels bei jedem Zug den Kopf wegziehen, sonst werden sie unweigerlich von den harten Stücken im Gesicht getroffen.

Wir schauen uns den Rest noch an bis zum Endprodukt. Die handgefertigten Knöpfe würden jeden echten Bayern erfreuen und sehen aus wie Trachtenknöpfe. Wirklich schön, und 10 Stück kosten gerade mal 8 Dollar, und das ist wahrscheinlich schon mit Aufschlag für Touristen gerechnet, aber jedes deutsche Gewerbeaufsichtsamt würde den Betrieb unter diesen katastrophalen Arbeitsbedingungen direkt dicht machen.

Oft denken wir bei unseren Reisen, dass wir mit viel Glück auf der richtigen Seite der Erde geboren wurden. Unsere nächste Station ist bei den Panama-Hüten. Hier findet die Produktion im Freien statt. Die Mädels stehen im Schatten, vorüber mit der Brust auf einen runden Holzpflock gestützt und flechten in dieser unbequemen, beschwerlichen Haltung aus Hunderten aufgespleißten Palmfasern Hüte aller Größen. Je mehr Fasern verwendet werden und umso feiner die Fasern sind, desto kleiner lässt sich so ein Hut einrollen und desto teurer ist er letztendlich auch.

Luis erklärt uns während der eindrucksvollen, aufwändigen Arbeit der Arbeiterinnen, dass diese Hüte seit bald 300 Jahren auf diese Art in Ecuador hergestellt werden. Erst mit dem Bau des Panama-Kanals, wo irgendwann alle 70.000 Arbeiter, diese widerstandsfähigen Hüte als Sonnenschutz getragen haben, fand eine Verbreitung auch in Nordamerika und in Europa unter dem Namen Panamahut statt.

Dann geht es zu den fertigen Produkten. Eine rassige, schwarzhaarige Ecuadorianerin mit Hut natürlich, zeigt uns ihre Produkte. Bereits nach wenigen Anproben habe ich einen Favoriten für mich gefunden. Auch meine Frau bekommt mal einen Hut zur Anprobe. Aber hallo! Der Hut steht ihr ausgezeichnet, obwohl sie das vorher immer bestritten hat. Selbst die charmante Ecuadorianerin ist ganz begeistert.

Schließlich werden wir uns auch handelseinig und reisen ab sofort gut behütet umher. Wir fahren in das kleine Dorf El Chorillo. Ärmliche Häuser und Hütten erwarten uns nach einer staubigen Anfahrt über unbefestigte Straßen. Zwei Busse fahren in das Dorf ein, über das flache Land schon von weitem sichtbar. Die ersten Fenster gehen auf, man winkt uns freundlich zu. Aha, wir werden schon erwartet!

Die Kreuzfahrer kommen! Ich bewerte das erfahrungsgemäß grundsätzlich nicht als gutes Zeichen. Das deutet immer auf Ausnahmezustand hin, und so ist es auch hier. Auf dem kleinen Marktplatz sind schon Stände aufgebaut. Bunte T-Shirts, Decken, kunstvolle Stickereien, Tonwaren, Kappen, Hüte, alles, was kein Mensch hier wirklich braucht, wird uns von freundlichen Mestizen-Mädels zum Kauf angeboten.

Schnell verschwinden wir im Innern der Sisal-Fabrik. Fabrik ist hier schon stark übertrieben, sagen wir lieber eine sehr kleine familiäre Manufaktur, denn hier geht alles noch von Hand. Im ersten Arbeitsgang werden die fleischigen Blätter der Pflanze auf dem Steinboden kräftig gedrückt und geschabt, bis der Pflanzensaft vollständig ausgetreten ist und nur noch einzelne, lange Fasern übrig bleiben. Das ist schon eine sehr kräftezehrende Arbeit.

Der nächste Arbeiter schlägt die Fasern auf ein grobes Nagelbrett und zieht die Fasern zum Glätten immer wieder durch. Danach werden die Fasern gedrillt bis eine grobe Schnur entsteht. Die gibt es in unterschiedlichen Stärken bis hin zum Seil. Diese Schnur kennen wir doch zuhause auch: Das ist die billige gelbliche Schnur, die immer so ein bisschen ausfasert, aber sehr reißfest ist.

Für die Kartoffelsäcke wird eine feine Schnur auf einen Webstuhl eingespannt und zu einem festen, groben Tuch verwoben. Das dauert recht lange, bis so ein guter Quadratmeter für einen Sack fertig ist. Nun müssen noch die Ränder reißfest vernäht werden und fertig ist der Kartoffelsack. Für 3 Dollar könnten wir jetzt einen Sack erwerben, aber was sollen wir damit? Kartoffeln gibt es bei uns mittlerweile nur noch im handlichen 2.5 kg Plastiksack.

Es ist alles eine Heidenarbeit und die Menschen machen den Eindruck, als ob sie uns das alles mit Freude zeigen und auch ein wenig stolz darauf sind, dass Menschen vom anderen Ende der Welt zu Ihnen kommen und ihre Manufaktur besuchen. Wir hoffen nur, dass wenigstens finanziell für die, nach unseren Maßstäben arme Familie etwas hängen bleibt von unserem Besuch, denn die Ausflüge werden von uns Touristen immer sehr teuer bezahlt.

Heute rinnt der Schweiß in Strömen. Ist klar, wir sind schon wieder in den (südlichen) Wendekreis des Steinbocks eingefahren und befinden uns damit in den Tropen. In der Nacht werden wir den Äquator erreichen. Wir besuchen zum Abschluss noch das Städtchen Montechristi, wo das Zentrum der Panama-Hut-Manufakturen liegt. Hier ist es gut, dass wir schon einen Hut auf dem Kopf haben. Wir werden so von den lästigen Anbietern verschont. Allerdings sollte man hier beim Kauf aufpassen, rät Luis. Im Straßenverkauf ist nicht jeder Hut echt.

Für 20 Dollar gibt es nur ein Plagiat aus China, was bei genauem Hinsehen und noch besser Anfühlen auch zu bemerken ist. Diese Hüte rollt man nur einmal ein und dann sind sie wahrscheinlich hin, oder zumindest völlig außer Form.

Wir besuchen noch ein Kirche im Zentrum, können uns aber nicht dazu aufraffen, in der Stadt weiter auf Entdeckungstour zu gehen. Zu heiß! Für diese Reise war es wieder sehr von Vorteil, ein Bündel One-Dollar-Noten mitzunehmen. Damit kann man hier überall bezahlen und muss nicht in Pesos wechseln, und vor allem sind die Preise von den Händlern entsprechend angepasst.

Wir verbringen die Zeit auf einer Parkbank auf dem Marktplatz, wo ein erfrischendes Lüftchen aus den Häuserschluchten durchzieht. Das ist jetzt angenehm und so lassen wir unsere überraschend interessanten Besuche von heute nochmals Revue passieren.

Diese extremen Lebensverhältnisse und gefährlichen Arbeitsbedingungen sind für sicherheitsverwöhnte Deutsche kaum erträglich. Da kann man nur den Panama-Hut ziehen vor diesen Menschen, die hier täglich in diesem schwierigen Umfeld ihr Leben meistern, und oft noch ein sonniges Gemüt dabei haben.

27. Tag: Äquatortaufe und das Spiel am Einarmigen Banditen

In der Nacht haben wir den Äquator überquert. Dafür werden wir wieder eine Urkunde des Kapitäns erhalten, mit genauer Position und Zeit, also wann und wo die Überquerung stattgefunden hat. Das wird bei allen Kreuzfahrtschiffen auf der Welt so gehandhabt. Wir müssen schon überlegen, wie oft wir eine Äquatortaufe mitgemacht haben. Es muss wohl die sechste sein. Es fehlen uns nur noch die Überquerung des südlichen Polarkreises und das Bermuda-Dreieck, ansonsten haben wir schon alle Kreuzfahrerprädikate erhalten, wobei wir das nicht wirklich ernst nehmen.

Am Vormittag um 10.00 Uhr beginnt auf dem vorderen Außendeck das Spektakel der Äquatortaufe. Auf diesem Schiff dürfen die Gäste nicht mitmachen, sondern stellvertretend wird die Mannschaft getauft, also mit Lebensmittelfarbe und Eiswasser überschüttet und ein riesiger Schwertfisch muss vor den Augen von Neptun und des johlenden Publikums geküsst werden. Das ist mal wieder ganz nach dem Geschmack der Amerikaner.

Ich bleibe lieber auf dem Mitteldeck und lasse mir von meiner Frau berichten, die mal kurz hingegangen ist, damit ich davon etwas nach Hause weitergeben kann. Seitdem bei der MSC die Italiener mal kiloweise gekochte Nudeln ins Publikum geworfen haben, ist mir diese Sauerei zuwider und zu viel. Muss ich nicht haben und aktiv teilnehmen, wie es auf anderen Schiffen durchaus üblich ist, würde ich schon mal gar nicht.

Den Rest des Nachmittags bringen wir draußen auf dem Lido-Deck zu. Heute dürfen wir wieder mal um ein Abendessen für zwei in einem Spezialitätenrestaurant spielen. Wir sind spät dran. Es ist kurz vor 16.00 Uhr. Nur noch zehn Minuten Zeit. Wir daddeln los. Nach 3 Minuten stehen bei meiner Frau 27000 Punkte und für mich 88000 Punkte auf dem Totalisator. Das sieht gut aus.

Damit wäre ich bei den 3 Siegern, aber da kommen noch drei späte Mädels. Die müssen wir noch abwarten. Sie könnten mich ja noch abzocken. 16.00 Uhr, die Klappe fällt. Ich bleibe bei den Siegern. Ein Abendessen zu zweit im Canaletto ist uns sicher! Das ist der Edelitaliener auf dem Schiff. Tja, mit etwas Glück kann man seine Frau auch preiswert auf Händen tragen. Mein alter Spezi würde natürlich spaßeshalber wieder sagen: "Ist klar, der Teufel scheißt nie auf einen kleinen Haufen!" Vielleicht gar nicht mal zu Unrecht, denn bei Kreuzfahrten haben wir bei diversen Glücksspielen tatsächlich insgesamt schon ein paar hundert Euro abgezogen, wobei wir nie in den einschlägigen Spielcasinos um Geld spielen, sondern gelegentlich beim Bingo mitmachen, dem klassischen Kreuzfahrerspiel.

Dann gehen wir doch gleich ins Canaletto und reservieren uns einen Tisch dort. Viel Zeit bleibt ja gar nicht mehr bis zum Ende der Reise. Nur noch eine Woche auf dem Schiff und noch 3 Tage Florida, dann sind unsere 5.5 Wochen schon wieder um! Wahnsinn!

Am Abend sehe ich wieder einzeln portionierte Salz- und Pfeffertütchen auf dem Tisch. Das bedeutet nichts Gutes. Die Pest ist zurück. Gut, dass wir dem Frieden nie ganz getraut haben und konsequent bei unseren Vorsichtsmaßnahmen geblieben sind. Kurz darauf folgt schon die Bestätigung über den Bordlautsprecher vom Kapitän. Wir haben wieder "Code Red".

Dann wird jetzt wieder die tägliche Schlacht am Buffet mit den Amis ausbrechen. Toll, wir sind begeistert. Nach dem Abendessen bestelle ich uns erst einmal das Frühstück auf die Kabine. Wir starten morgen Vormittag zu einen Besuch von Panama-City und da möchten wir uns nicht schon in der Früh mit den, beim Buffet mitunter ruppig auftretenden Amerikanern rumschlagen, sondern in aller Ruhe unseren Kaffee trinken und uns alles das bringen lassen, was wir gerne hätten. Wofür gibt es schließlich diesen Zimmerservice? Und außerdem minimieren wir für uns persönlich damit die Seuchengefahr.

28. Tag: Panama-City und Miraflores-Schleuse

Nach einem stress- und seuchenfreien Frühstück machen wir uns auf zum Landausflug nach Panama-City. Unser Schiff liegt im Hafen von Fuerte Amador und wir müssen wieder ein Stück mit dem Bus fahren. Begleitet werden wir heute von Klaus aus Wuppertal, der seit 15 Jahren in Panama lebt und sich hier sehr heimisch fühlt. Wir tragen selbstverständlich unsere kleidsamen Panama-Hüte. Wenn nicht hier, wo dann?

Zunächst fahren wir mit dem Bus über einen neuen Highway, der erst vor 2 Jahren bei einer Landgewinnungsmaßnahme ins Meer gebaut wurde. Bei der Verbreiterung und Vertiefung des Panamakanals, die Anfang 2016 abgeschlossen sein soll, entsteht viel Abraum, den man hier in der Stadt sinnvoll für die Landgewinnung einsetzt.

Von diesem neuen Highway haben wir einen einmaligen Blick auf die beeindruckende Skyline der Stadt. Etwas außerhalb der Stadt liegen die Ruinen von Panama Viejo, der ersten Siedlung aus dem 16. Jahrhundert. Leider dürfen wir den berühmten Turm, von dem man eine tolle Sicht auf die Stadt und das Meer hat, heute nicht betreten. Gestern waren noch hohe Staatsgäste hier, u. a. auch US Präsident Obama. Der rote Teppich, der in diesem Falle grau ist, liegt noch aus und ist für die Kreuzfahrer zu schade. Ehre, wem Ehre gebührt!

Das ist schade, aber nicht ganz so tragisch für uns. Wir waren vor 6 Jahren schon mal hier. Trotzdem mache ich noch ein paar Bilder von dem alten Turm, der als Wahrzeichen des alten Panama gilt und oft auf Postkarten abgebildet ist.

Von dort geht es zu einem Rundgang in die Altstadt von Panama-City. Wenn es hier nicht so feucht-heiß wäre, könnte man hier sicher gut leben. Reiseführer Klaus erzählt uns, dass Panama sogar sehr daran interessiert ist, gut betuchte Rentner dauerhaft ins Land zu locken. Dafür gibt es auch allerhand staatlich subventionierte Vergünstigungen, d. h. viele Waren und Dienstleistungen erhalten die Zugereisten mit 25 Prozent Rabatt und anders als viele andere südamerikanische Länder, gilt Panama als äußerst sicher.

Der Lebensstandard scheint hier auch deutlich höher zu sein, als in den bisherigen Stationen unserer Reise. Trotzdem! Es reicht uns als Tourist hier zu sein. Bei einer Stunde Freizeit in der Stadt suchen wir uns ein schattiges Plätzchen vor einem Lokal, und bestellen uns ein Bier. Eiskalt serviert und abgezockt zahlen wir 6 Dollar, pro 0,33l-Flasche wohlgemerkt. Es schmeckt uns trotzdem und wir genießen es dort zu sitzen und uns umzuschauen.

Außerdem sind die Preise an Bord auch nicht niedriger. Dort langen die Amis immer kräftig hin: Ein kleines Bier kostet scharf kalkulierte 6.04 Dollar, eine Literflasche Wasser noch etwas mehr. Dagegen sind die Getränkepreise auf den deutschen Phoenix-Schiffen gleich human. Dort haben wir auf der Spitzbergentour für 0.5 l Bitburger nur 3,.0 € gezahlt. So rechnet jede Reederei halt anders. Aber das kennen wir nun schon und stört uns auch nicht weiter, schließlich trinken wir keinen halben Kasten Bier am Tag.

Wir gehen zurück zum Marktplatz, wo wir uns wieder treffen. Dort steht auf einem kleinen überdachten Podest eine Gruppe panamaischer Frauen und Männern in festlicher, kolonialer Kleidung. Die Gruppe führt für uns einen Tanz auf, der mit den prächtigen Gewändern wirklich schön anzuschauen ist. Ein bisschen Kreuzfahrerromantik muss halt auch sein.

Danach wird es höchste Zeit zur Weiterfahrt zur Schleuse von Miraflores aufzubrechen. Dort beginnt bald das Schleusen der, vom Karibischen Meer kommenden Schiffe in den Pazifik. Die Schleuse von Miraflores werden wir morgen früh mit dem Schiff durchfahren. Heute besuchen wir dort eine Aussichtsplattform und ein Museum. Wir lernen dort die gigantische Schleusentechnik kennen und erfahren viel über die Geschichte und den Bau des Panamakanals.

Gerade wird ein großes Schiff von 6 schweren Loks in den Kanal gezogen. Ganz langsam schiebt sich der Riesenkahn in die 32 m breite und 300 m lange Schleuse. Links und rechts sind jetzt gerade noch 61 cm Platz. Bloß nicht anecken an der Wand, sonst geht hier nichts mehr. An schweren Stahltrossen wird das Schiff von den Treidelloks stets in der richtigen Position mit Anstand von der Schleusenwand gehalten. Eine technische Meisterleistung.

Nachdem das Schiff vollständig eingefahren ist, geht alles ganz schnell. Innerhalb von nur acht Minuten wird das Wasser aus der Schleuse abgelassen und das Schiff sinkt in der Kammer um 8 m. Von dort geht es in die nächste Schleusenkammer, und wieder wird um 8 m abgesenkt. Der ganze Vorgang von der Einfahrt bis zur Ausfahrt dauert etwa 45 Minuten allein an dieser Schleuse Miraflores. Morgen werden wir alles aus der Sicht des Kreuzfahrtpassagiers noch einmal erleben. Darauf sind wir jetzt schon sehr gespannt.

Auch das Museum ist noch sehr interessant. Auf großflächigen Bildern ist der Bau des Panamakanals eindrucksvoll in Szene gesetzt. 70.000 Arbeiter mit Panama-Hut haben hier ab 1903 über 10 Jahre gewerkelt, bis dieses monumentale Bauwerk fertig war. Aus dem etwa 80 km langen Kanal wurde viel Erde und Gestein bewegt: Die große Cheops-Pyramide hätte man mit der gesamten Masse mehr als 67 Mal aufbauen können. Das allein ist schon eine gigantische Zahl.

29. Tag: Durchfahrt des Panama-Kanals

Die Durchfahrt des Panamakanals beginnt bereits am frühen Morgen. Die Preise für eine Passage liegen für ein Kreuzfahrtschiff unserer Größe bei gut 300.000 Dollar. Hinzu kommen die Kosten für eine zeitliche Reservierung. Das sind weitere schlappe 12.000 bis 15.000 Dollar. Bei ca. 15.000 Schiffen, die jährlich den Panama-Kanal passieren, kommt da schon ordentlich was zusammen und wenn der neue Kanal spätestens 2016 fertig ist, brechen die richtig goldenen Zeiten hier an.

Dann können Containerschiffe anstatt bisher mit 4.000 Containern mit 12.000 Containern durchfahren, und auch für die ganz großen Pötte unter den Kreuzfahrtschiffen ist genügend Tiefgang und Breite vorhanden. Das werden auf jeden Fall One-Million-Dollar-Passagen in naher Zukunft. Wahnsinn!

Bevor es losgeht, nehmen wir heute unser Frühstück auf dem Lido-Deck ein. Wir sind früh genug dran. Während wir frühstücken, liegt unser Schiff schon in der Warteschleife. Planmäßig soll es gegen 9.00 Uhr für uns losgehen. Das ist die einzige Schifffahrtsstraße der Welt, wo der Kapitän das Kommando vollständig abgeben muss. Ab hier hat nur noch der Lotse das Sagen, der auch bis zum Ende der Fahrt an Bord bleiben wird.

Es ist zwar schon recht warm heute, aber bedeckt, und wir gehen nach dem Frühstück auf Deck 3, wo heute am Bug extra für die Interessierten die große Freifläche geöffnet wurde. Wir sind früh genug dran und nehmen unsere Plätze ziemlich weit vorn an der Bugspitze ein.

Nach einer halben Stunde stellen wir schon fest, dass wir die Kraft der Sonne hier in den Tropen trotz des bedeckten Himmels unterschätzt haben. Das T-Shirt ist schon ziemlich durchgeschwitzt, bevor unser Schiff bewegt wird. Dann geht es plötzlich los.

Ganz langsam fahren wir auf die Schleuse zu. Weit vor der eigentlichen Schleuse kommen die Treidelloks und spannen rechts und links, vorn und hinten an, und bringen das Schiff mit gestrafften Stahltrossen in eine stabile Position. Zwei weitere Loks werden angespannt, die das Schiff ziehen werden. Ganz langsam setzen wir uns in Bewegung. Die Loks ziehen an. Damit sie die schwere Schiffslast überhaupt bewegt bekommen, greifen Zahnräder in die zusätzliche, geriffelte Bodenschiene, wie wir es sonst nur von Bergbahnen oder Schrägaufzügen kennen.

Das muss natürlich jetzt alles ganz präzise und gleichmäßig sein, sonst donnern wir unweigerlich an den Schleusenrand und das würde kein Schiffskörper aushalten bei dem Druck von mehreren tausend Tonnen. Es sieht alles so einfach aus, ist aber eine technische Meisterleistung.

Wir fahren in die umgekehrte Richtung, wie das Schiff gestern, als wir zugeschaut haben, es wird also Wasser in die Schleuse eingelassen, damit wir auf Höhe kommen. Wir schauen uns diese Schleusung noch an, dann verschwinden wir schleunigst in den Schatten.

Die Sonne hat uns trotz bedeckten Himmels ganz schön zugesetzt, und zumindest ich sehe nach Sonnenbrand aus. Nach dieser Schleuse wird der Kanal immer breiter und wir fahren in den riesigen Gatun-See. Jetzt sind wir im Urwald von Panama. Dichtes, undurchdringliches Gehölz und hohe Bäume links und rechts des Ufers.

Von diesem See werden die Schleusen gespeist, die überwiegend nur mit Schwerkraft betrieben werden. Die Landschaft ist wunderschön und vom oberen, gut 30 m hohen Deck haben wir einen weiten Blick. Der Reiseleiter sagte gestern, dass auch noch jede Menge Krokodile im Kanal seien und man sie oft auf den Sandbänken am Ufer liegen sehen könnte. Aber so angestrengt wir auch schauen, ein Krokodil bekommen wir leider nicht zu Gesicht.

Das Klima ist auf jeden Fall sehr anstrengend hier. Das muss schon eine echte Knochenarbeit gewesen sein vor hundert Jahren bei der Urwaldrodung für diesen Kanal. Kreuzfahrttechnisch gesehen ist die Passage des Panama-Kanals auf jeden Fall ein ganz besonderes Highlight.

Für den Abend haben wir unseren Reiseleiter Rainer in den Spezialitäten-Grill Pinnacle eingeladen. Einfach so, weil er ein netter Kerl ist. Um 20.00 Uhr treffen wir uns dort. Das Essen im Pinnacle ist hervorragend und der Service vorzüglich. Da kann man wirklich nicht meckern, und Rainer ist halt auch Rheinländer und nicht auf den Mund gefallen. Er gibt ein paar Stories aus seinem ereignisreichen Reiseleiterleben preis. Da passieren wirklich die tollsten Sachen.

Ein Ehepaar hat ihm zum Abschied bei einer Reise gut gemeint eine Turnierpackung Viagra geschenkt, mit den begleitenden Worten: "Damit können Sie als Reiseleiter doch bestimmt etwas anfangen!" Von ehelichen Dramen an Bord, wo er Seelentröster und Eheberater spielen muss, ganz zu schweigen. Das ist schon fast Alltag für ihn. Das haben wir bei dieser Reise auch wieder mitbekommen.

Die Leute meinen manchmal wirklich, der Reiseleiter wäre für alles zuständig. Die Zeit vergeht wie im Fluge, und wir erzählen noch viel von unserem gemeinsamen Chiefs-Table bei unserer letzten gemeinsamen Reise in die Südsee, und machen auch bei dieser Gelegenheit ein paar Gläschen des vorzüglichen Rotweines nieder. Wem es nicht zu teuer ist, und wer spitzenmäßig bekocht und bewirtet werden möchte, dem sei ein Besuch im Pinnacle wärmstens empfohlen.

30. Tag: San Blas Inseln

Von San Blas wussten wir bisher nicht viel. Bei meinen üblichen Recherchen im Internet wurde die Inselgruppe San Blas als besonders urwüchsige, unberührte Landschaft mit tollen Badebuchten angepriesen. Dazu müsste man sich eventuell mit dem Boot auf eine Badeinsel hinausfahren lassen. Außerdem stand zu lesen, dass auf den San Blas Inseln noch das Volk der Kuna-Indianer autark lebt, aber in Bezug auf Schulwesen und Gesundheitsversorgung von Panama unterstützt wird.

Darüber hinaus wird auf dem Schiff verbreitet, dass die Holland-American-Line die Kuna-Indianer unterstützt. Uns wundert nur, dass hier kein Ausflug angeboten wird. Ab 8.00 Uhr starten die ersten Tenderboote und bereits um 13.30 Uhr geht das letzte Tenderboot zurück. Wir frühstücken auf dem Lidodeck und gehen uns um 9.00 Uhr ein Tenderticket holen. Ab da haben wir noch 45 Minuten Wartezeit.

Hm, dann sind wir nicht vor 10.00 Uhr auf San Blas und es lohnt sich dann wohl nicht mehr, auf eine andere einsame Insel zum Baden hinauszufahren. Wir nehmen also erst gar kein Badezeug mit und entscheiden uns die Insel einfach so zu erkunden. Viel Zeit bleibt uns sowieso nicht dafür.

Gesagt, getan. Wir setzen in kurzer Fahrt über und erkennen links, rechts und in der Ferne jede Menge Inseln. Einige davon scheinen völlig unbewohnt und andere stehen voller Bambushütten mit einfachsten Palmendächern. Wir legen an einem sehr einfachen Holzsteg an, der auf Palmenstangen bis ins Meer hinaus gebaut ist. Wir steigen aus, müssen einen sehr schmalen Gang zwischen einfachsten Hütten gehen und kommen auf einen etwas breiteren Weg, vielleicht 4 m breit. Dort verschlägt es uns fast die Sprache.

Hier sitzen links und rechts der ärmlichsten Hütten Frauen mit ihren kleinen Kindern und verkaufen alles für One-Dollar. Da werden Kindern Papageien auf den Kopf gesetzt für ein Foto, auf der anderen Seite ist es ein kleiner Affe oder kleine Katzen und Hunde, und alle sind in der bunten Tracht der Kuna-Indianer angezogen.

Die Insel ist völlig zugebaut mit diesen Palmhütten und es gibt vielleicht zwei oder drei einfachste Steinhäuser ohne Fenster. Die sind hier entbehrlich. Wir sind entsetzt. Auf dieser Insel leben auf engstem Raum vielleicht 100 oder 200 Kuna-Indianer, und nun fallen 1.400 Kreuzfahrer wie eine wilde Elefantenhorde hier ein.

Jeder, der sich in diesem Augenblick auf der Insel aufhält, ist mit der Situation überfordert. Das gilt sowohl für uns Besucher, aber vor allem auch für die Indianer und hier ganz besonders für die Kinder. Die Kinder werden uns als Ware für ein buntes Foto angeboten, und manche der Frauen verstecken sich hinter ihren bunten Tüchern, wenn sie bemerken, dass eine Kamera auf sie gerichtet wird. Ganz furchtbar. Wir sind dabei, diesen Leuten ihre Würde zu nehmen.

Wir verschwinden von diesem Hauptweg, auf dem sowieso kaum ein Durchkommen ist bei den vielen Menschen, und schauen uns die Seitengassen an. Dort ist es schon bedeutend ruhiger und wir gehen einfach mal durch. Hier wird das ganze Elend offenbar. Die Hütten sind alle bis ans Wasser gebaut und von jedem Haus geht auf ins Wasser gerammten Pfählen ein Steg ab. Das ist meist nur ein aufgelegtes, schmales, schwankendes Brett. Das führt ein paar Meter übers Wasser und endet in einem halboffenen Wellblechverschlag ohne Dach. Das sind die sanitären Anlagen. Hier geht alles direkt ins Meer. Direkt daneben sehen wir Kinder schwimmen. Das ist Armut pur.

Doch auf der anderen Seite sehen wir auch sogenannten Wohlstandsmüll: jede Menge Dosen schwimmen im Wasser oder werden auf einem großen Haufen gesammelt. Coca Cola hat auch diese Welt erobert. Müll über Müll. Wo sollen sie auch hin damit? Aber es gibt auch tatsächlich eine Infrastruktur hier. Wir entdecken ein Postamt, eine Apotheke und sogar eine Bücherei. Verglaste Fenster gibt es nirgendwo. Man kann einfach den Kopf in die Öffnung stecken und ist schon im Gespräch.

In dem Gemeindehaus gibt es rundum eine Bank und ein paar Palmholzböcke. Das wurde wohl kurzfristig zur Kneipe umfunktioniert, jedenfalls sitzt es voll mit biertrinkenden Amis, die ihr Entsetzen herunterspülen oder auf das letzte Abenteuer einer Kreuzfahrt trinken. Keine Ahnung, es ist schon genug Seuche an Bord. Hier rühren wir mal gar nichts an.

Dann entdecken wir noch eine Schule. Hier tragen die Kinder alle eine Schuluniform: dunkelblaue Hose und blütenweißes Hemd. Auch die anderen Kinder sehen nicht wirklich schmutzig aus, obwohl es auf der ganzen Insel nur festgetretene Erde gibt. Nicht nur vor den Häusern, sondern auch darin. Es gibt dort keine Holz- oder Steinböden. Hier leben also die Ärmsten der Armen, obwohl wir den ein oder anderen mit einem Handy sehen.

Nach einer Stunde haben wir genug gesehen und wollen wieder zurück. Das ist mal gar nicht so einfach, aus dem Labyrinth der engen Gassen herauszufinden. Mehrfach laufen wir in die falsche Richtung oder auf den falschen Steg zu, der in einem Toilettenhäuschen endet, aber nicht am Anleger unseres Tenderbootes. Wir sind froh, wieder im Tenderboot zu sitzen und das erste was wir tun, ist eine Dusche auf dem Schiff zu nehmen. Es war in jeder Hinsicht ein beeindruckender Besuch, aber in der Form, wie hier die Kreuzfahrer auf diese Indianer losgelassen wurden, hätte es nicht sein dürfen. Besonders die instrumentalisierten Kinder haben uns unendlich leidgetan.

Das wird uns sicher noch über den Tag hinaus und auch über das Ende der Reise begleiten, auch wenn uns klar ist, dass wahrscheinlich deutlich mehr als die Hälfte der Menschheit unter solchen primitivsten Bedingungen leben muss.

31. Tag: Cartagena

Cartagena empfängt uns mit 33 °C Hitze und 98 Prozent Luftfeuchtigkeit. Das sind natürlich beste tropische Werte, um einen schon am frühen Vormittag aus den Stiefeln zu hauen. Wir waren schon mal hier, machen die Stadtrundfahrt aber trotzdem wieder mit. Vielleicht gibt es ja Neues zu entdecken.

Trotz der Affenhitze ist der Himmel bedeckt. Zuhause würde ich sagen, es sieht nach Regen aus. Heute scheint es insgesamt sehr viele Ausflügler zu geben, oder sie starten alle zur gleichen Zeit. Vor dem Schiff ist jedenfalls schon viel los. Von oben sehen wir schon jede Menge wartende Busse direkt vor der Gangway des Schiffes. Heute ist schon der letzte offizielle Ausflug unserer Reise und damit sind schon bald 5 Wochen um.

Während unsere Ausflugsbusse entfernt vor dem Hafenkontor auf uns warten müssen, fahren die Busse der Amerikaner bis zum Schiff vor. Das hat uns im letzten Jahr ein Reiseleiter auf Hawaii erklärt. Der fragte zunächst immer, ob wir bei einem Ausflug den amerikanischen oder den europäischen Weg gehen sollen. Da wusste noch keiner, was der Unterschied ist, bis er es erklärt hat: Die Amerikaner gehen im Gegensatz zu den Europäern bei Ausflügen nicht mehr als 500 m am Stück zu Fuß. Ist die Wegstrecke länger als 500 m, kann ein Ausflug nicht mehr in die Kategorie "leicht" eingestuft werden und verkauft sich damit bei den Amis deutlich schlechter. Aus diesem Grund stehen die Busse der Amerikaner direkt vor dem Schiff. Das sind die Feinheiten, aber das macht ja nichts.

Am Hafenterminal angekommen, müssen wir sowieso noch etwas warten. Dann kommt unser Reiseleiter Lee. Lee ist zwar ein netter Kerl und sehr umsichtig, aber es hapert doch sehr mit seinen Deutschkenntnissen. Erst vor acht Monaten hat er mit Deutsch als seine vierte Fremdsprache begonnen, und man muss ihm schon sehr genau zuhören und bei vielen Worten raten. Nur das Wort "Bitte" beherrscht er perfekt, und es ist Bestandteil jedes Satzes.

Wir fahren zunächst einmal auf den Hügel La Popa, von dem wir einen herrlichen Blick auf die Stadt haben. Dort lauern schon wieder die Straßenhändler und vor allem die One-Dollar-Modelle. Das sind Frauen, die malerisch einen Obstkorb zu ihren bunten Gewändern auf dem Kopf tragen, oder hier läuft gerade ein Mestize mit einem bunt geschmückten Esel vorbei. Das provoziert natürlich die Touristen zu einem Foto, und genau diese Situation haben die One-Dollar-Modelle im Auge. Ist das Foto arglos gemacht, wird man sofort bedrängt mit der One-Dollar-Forderung. Lieber mal die Kamera unten lassen. Das sind sowieso keine authentischen Fotos, auch wenn es sich vielleicht als vorzeigbares Motiv eignet.

Wir wenden uns also lieber dem herrlichen Blick über die Stadt und das Meer zu, die weit unter uns liegen. Bevor wir den Weg zur Festung San Felipe nehmen, folgt noch ein kurzer Besuch in der Kirche mit einem sehr sehenswerten Innenhof.

Die Festung zieht sich weitläufig einen Hügel hinauf, den wir jetzt zu Fuß bewältigen müssen. Es ist ein wirklich schweißtreibender Aufstieg und mit zwei kurzen Verschnaufpausen kommen wir oben an. Obwohl der Weg eigentlich gar nicht so weit ist, setzen uns die Hitze und die schwüle Luft wirklich zu. Diese Wehranlage der Spanier, mit etlichen Kanonen rundum, war früher sicher kaum einzunehmen.

Bitte kommen Sie hier, bitte kommen Sie da, unser Führer treibt uns über das weitläufige Gelände. Nur in die muffigen, niedrigen Wehrgänge und Kerker krieche ich nicht mit hinein. Da hatte ich mir schon beim vorherigen Besuch im halbdunklen Kriechgang schmerzhaft eine dicke Beule an den Schädel gelaufen. Ich bleibe daher draußen und warte, bis die anderen wieder herauskommen.

Gerade in dieser Zeit setzt ein plötzlicher, heftiger, tropischer Regenschauer ein. Sowieso schon nassgeschwitzt gibt mir der Regen den Rest. Der stolze Panama-Hut ist jetzt eher von trauriger Gestalt und die Krempe hängt nur noch schlapp herunter, dass es mir fast die Sicht nimmt. Dennoch lasse ich den Deppenhut auf dem Kopf. So lange man nur dämlich aussieht und seine sieben Sinne noch lebhaft beieinander hat, ist doch alles in Ordnung. Vielleicht trocknet er ja auch wieder. Zusammenrollen kann ich den, nass wie er ist, jetzt jedenfalls nicht. Dann kommt er nicht mehr in Form und kann ihn gleich wegwerfen. Dafür war er zu teuer und ist nur was für die pralle Sonne.

Völlig durchnässt steige ich in den Bus. Nach dem Regenschauer dampfelt es jetzt erst richtig in der Stadt. Ein mörderisches Klima. In der Altstadt parken wir in der Nähe eines großen, grünen Hauses mit geschlossenen Türen und Fensterläden. Das sieht irgendwie verlassen aus, ist es aber nicht. Es ist das bekannteste Freudenhaus von Cartagena, und außerhalb der verkehrstechnischen Stoßzeiten (man beachte das feinsinnige Wortspiel), bekommt man in der Nähe des Puffs meist einen, der sonst in der Altstadt knappen Parkplätze. Sehr schön erklärt, bitteschön!

Die Altstadt von Cartagena ist wirklich sehr schön anzuschauen. Sehr viele koloniale Häuser sind in baulich bestem Zustand und wirken sehr gepflegt. In der relativ kleinen Jesuitenkirche San Pedro hat Papst Johannes Paul II schon mal eine Messe gelesen. Da wird sie aber aus allen Nähten geplatzt sein, denke ich nur, denn über 90 % der Kolumbianer sind katholisch. Zum Gedenken an den Papstbesuch steht vor der Kirche sogar eine lebensgroße Bronzestatue. Hier gibt es noch eine große Gottesfürchtigkeit, auch wenn der Glaube viel lockerer gelebt wird.

Unser Führer Lee nutzt den Besuch von San Pedro zu einem intensiven Gebet. Er kniet bald zehn Minuten mit geschlossenen Augen in der Bank, und scheint der Welt entrückt. Bitteschön! Sehenswert ist auch das alte Gefängnis. In den vielen Zellentrakten sind heute Geschäfte untergebracht und Lee lässt uns hier genügend Freizeit zum Shoppen.

Mit den Kreuzfahrern sind auch sofort die One-Dollar-Modelle wieder da. Aus dem Bus sehe ich schon, wie sie sich unter den Koloniaden die großen Schalen mit bunten Früchten auf den Kopf wuchten, und vor die Geschäfte stürmen. Gleich werden sie wieder die arglos fotografierenden Touristen abkassieren, oder dreist Geld von den Unwissenden fordern.

Zigarren sind heute der Renner auf dem Markt. "Echte" Cohibas werden angeboten. 2 € das Stück. Das kann nur eine Fälschung sein. Die Echten kosten einen mehrfachen, zweistelligen Eurobetrag - pro Stück versteht sich. Da habe ich früher schon mal ehrfurchtsvoll dran geschnuppert, als ich gelegentlich noch so einen Kotzbalken in den Mund genommen habe.

Vielleicht drehen die hier die alten Panamahüte als Zigarren ein. Mit meinem ginge das jetzt spielend leicht, so weich ist der. Mal sehen, ob aus dem noch was wird. Der Ausflug wird langsam anstrengend. Bitteschön! Kein Lüftchen geht, ich triefe und bin froh, als Lee-Bitteschön zur Rückfahrt zum Hafenterminal aufruft. Dort ist so ein kleiner, netter Pseudo-Urwald für die Touristen.

Dafür hatten wir heute Morgen keine Zeit. Jetzt stehen die Amis vor den Papageien, Flamingos, Echsen und sonstigem Getier. Lovely, lovely! Das haben sie bei den Kindern auf San Blas gestern auch gerufen, und die sind sich wahrscheinlich auch wie im Zoo vorgekommen, als die Kreuzfahrerrotte durchs Indianerdorf gezogen ist. Das geht mir heute noch gewaltig gegen den Strich!

Das Getier ist wirklich handzahm und eignet sich gut als Fotomotiv, also bleiben wir noch ein bisschen, und gehen dann Richtung Schiff. Wir mussten ja heute Morgen schon laufen, während die Amis am Schiff abgeholt wurden. Ach, was sehen wir denn da? Für die faulen Amis steht sogar ein Pendelbus bereit, der sie vom Schiff zum Hafenterminal und wieder zurück bringt. Einfache Strecke, gut geschätzt vielleicht 700 - 800 m, also absolute Sichtweite.

Jetzt sind wir bei der Affenhitze auch mal faul, und nehmen den amerikanischen Weg. Schwupp, schon sitzen wir im Bus. Das Einsteigen hat wahrscheinlich genauso lange gedauert, wie die Fahrt selbst. So sind sie halt, unsere dicken amerikanischen Freunde.

32. Tag: Seetag

So langsam kommen die Gedanken an die Heimreise an uns heran. Um 10.00 Uhr treffen wir uns mit unserem Reiseleiter Rainer im Wanjang-Theater, wo wir die Instruktionen für die Heimreise erhalten. Es ist eine sehr schwierige Veranstaltung, weil es ganz unterschiedliche Konstellationen gibt.

Da fliegen welche direkt am Sonntag nach der Ausschiffung Nachhause, andere fliegen erst am Dienstag oder Mittwoch und das mit den verschiedensten Fluggesellschaften. Mal geht es über New York, mal über Paris oder direkt nach Frankfurt. Wir fliegen am Dienstag mit British Airways über London, und bleiben noch 3 Tage in Florida. Den Rest müssen wir eigentlich nicht wissen, aber jetzt werden die Fragen gestellt, die jeder für seine persönliche Abreise schon schriftlich bekommen hat. Manchmal haben wir Zweifel, ob mehr als die Hälfte der Leute hier des Lesens mächtig ist.

Unmut kommt auf, als Rainer mitteilt, dass er schon vor unserer Ausschiffung von Bord gehen muss, weil er bereits am Nachmittag in Tampa auf einem anderen Schiff neue Gäste begrüßen muss. Das geht ja gar nicht! Das wird jetzt erst mal sinnlos diskutiert, obwohl das sowieso nicht zu ändern ist. Jeder kennt eigentlich seine Abholzeit und wird am Terminal von der Agentur in Empfang genommen. Wo ist das Problem? Rainer ist weg! Kindergarten!

Um 11.00 Uhr beansprucht der Chefkoch zum Show-Cooking den Raum. Das ist Rainer sichtlich recht. Damit wird die ausufernde Diskussion zwangsweise beendet. Seit der Nacht ist es schon sehr windig, und das Schiff schaukelt wieder. Im Schwimmbad wurde das Wasser zwar noch nicht abgelassen, aber es schwappt mächtig über. Wir verbringen den Rest des Tages lesend im gemütlichen Crown's Nest auf Deck 9, und schauen uns das unruhige Meer von oben an. Das ist für uns immer ein faszinierender Anblick und seekrank waren wir, Gott sei Dank, noch nie.

Um 16.00 Uhr beginnt die Happy Hour mit 2 Getränken für den einfachen Preis. Das treibt die Menschen in die Bar. Zeit für uns, jetzt zu verschwinden Wir beobachten noch, dass an den Tischen zu den Drinks wieder Erdnüsse serviert werden. Ah, ein sehr gutes Zeichen! Dann ist der Code Red wegen der Seuchengefahr mal wieder aufgehoben. Das hätten wir bis zum Ende der Reise gar nicht mehr erwartet. Umso besser!

Heute ist auch noch formeller Abend, das heißt wieder den dunklen Anzug aus dem Schrank holen und die Mädels putzen sich heraus. Ist ja heute auch zu letzten Mal.

33. Tag: Am letzten Seetag im Canaletto

Heute haben wir lange geschlafen. Was soll man auch tun an einem Seetag? Wir nehmen unser Frühstück kurz vor Toresschluss und besetzen das Außendeck.

Der Wind hat sich wieder etwas gelegt und das Dach ist wieder offen. Während meine Frau ein Sonnenbad nimmt, schreibe ich an meinem Logbuch von dieser Reise, das ich für gewöhnlich täglich per Mail an ein paar wenige handverlesene Freunde sende.

Am Abend gehen wir ins Spezialitätenrestaurant Canaletto und lösen unseren Spielgewinn vom Einarmigen Banditen ein. Kurz gesagt: es war nichts Besonderes. Wir waren beide etwas enttäuscht. Gut, dass wir dafür kein Geld ausgegeben haben. Da hätten wir im normalen Rotterdam-Restaurant, wo wir abends immer essen, wahrscheinlich sogar Besseres auf den Tisch bekommen.

Mit dem Piaccle-Grill kann das Canaletto bei weitem nicht mithalten. - Es gibt da allerdings auch ein erhebliches Preisgefälle. Aber wie heißt es so schön: "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul!"

34. Tag: Bahamas Half Moon Island

Half Moon Island ist, wie der Name schon bildhaft beschreibt, eine halbmondförmige Privat-Insel der Bahamas, die der Holland-America-Line gehört. Wir wissen natürlich nicht, was uns dort erwartet. Tendertickets brauchen wir uns nicht zu holen und Handtücher werden uns gestellt. Selbst Geld brauchen wir nicht mitzunehmen. Hm, hört sich merkwürdig an.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Es bildet sich zwar eine lange Schlange auf Deck A, von dem üblicherweise immer mit den Rettungsbooten getendert wird, aber hier ist alles anders und zwar von Feinsten.

Ein großes Boot fährt vor, das bestimmt 400 Personen fasst, über eine breite Rampe ist das Boot ruckzuck gefüllt und ab geht es in kurzer Fahrt zur Insel. Ein Traum! Weißer, feinsandiger, karibischer Strand und türkisblaues Meer. Strand, so weit das Auge reicht und reichlich bequeme Strandliegen für alle. Da könnte glatt noch ein Schiff anlegen, um die alle zu belegen.

Auf der Insel finden wir große Außenbars, Geschäfte, Post, Barbecue-Grill und vieles mehr. Geld braucht man hier nicht mitzunehmen, weil manches nichts kostet und anderes direkt mit der Bordkarte bezahlt werden kann. Fast alle Bauten sind ganz neu und man kann sehen, dass hier nicht gespart wurde. Ein Paradies in dem wir noch ein paar Tage bleiben könnten.

Von Bord ist wohl bald das halbe Personal abgezogen worden, die jetzt den Service für die verwöhnten Kreuzfahrer auf dieser Insel übernehmen. Wir erleben einen tollen Tag, und ich lasse mich sogar dazu verleiten, im Meer zu baden. Ich gebe es gerne zu: es war toll heute.

Feinster, weißer Sand und glasklares, erfrischend warmes, sagen wir wohltemperiertes Wasser. Nicht nur wir sind begeistert von diesem Tag. Am Abend ist dann der letzte Tag, das letzte Abendessen im Rotterdam. Mit unseren Tischnachbarn kommt es zu einem freundlich, distanzierten Abschied. Hatten wir auch nicht anders erwartet. Ein freundliches, unverbindliches Lächeln, kein Händedruck, und Tschüss.

Dafür verabschieden wir uns umso freundlicher von den beiden Burschen, die uns 5 Wochen lang gut bedient haben, und stecken Ihnen trotz des hohen täglichen Serviceentgeltes noch etwas zu. Da ist der gestrige Abschied von Rainer doch wesentlich herzlicher ausgefallen. Rainer hat gesagt: "Es war eine schöne Reise mit euch, und ich nehme euch jetzt einfach mal in den Arm!", was er dann auch sogleich getan hat. Ein wirklich netter Typ, mit dem wir jederzeit wieder gern eine Reise unternehmen würden. Vielleicht passt es ja mal wieder. Ein paar Routen gibt es noch, die uns noch locken könnten.

Den ersten Koffer haben wir heute Nachmittag schon gepackt. Gleich nach dem Abendessen geht es weiter. Bereits um 23.00 Uhr sollen die Koffer vor der Kabinentür stehen. Das schaffen wir locker. Gedanklich sind wir jetzt trotz der langen Reise dabei, das Schiff nicht ohne Wehmut zu verlassen.

35. Tag: Ausschiffung in Fort Lauderdale

Unsere großen Koffer, die wir gestern Abend vor die Kabinentür gestellt haben, sind von fleißigen Helfern in der Nacht längst abgeholt worden. Mit leichtem Handgepäck verlassen wir unsere Kabine, und nehmen das letzte Frühstück auf dem Lido-Deck ein. Echte Selbstbedienung ist dort heute, d. h. das Schiff ist jetzt als seuchenfrei erklärt. Unsere persönlichen, konsequenten Vorsichtsmaßnahmen haben sicher dazu beigetragen, dass wir von der, fast während der gesamten Reise an Bord kreisenden Magen-Darm-Pest verschont geblieben sind.

Wir lassen uns das Frühstück schmecken und gehen dann zu Mondrian-Lounge. Dort warten wir, bis unsere Farbnummer aufgerufen wird. Das geht sogar recht zügig. Nach einer guten halben Stunde Wartezeit können wir das Schiff schon verlassen.

Auf dem Weg zum Ausgang werden wir überall sehr freundlich vom Personal verabschiedet. Auch wenn wir jetzt schon 5 Wochen unterwegs sind, ist uns die Zeit bei dieser Reise nicht lang geworden. Ganz im Gegenteil! Bei den intensiven Erlebnissen und Begegnungen mit anderen Menschen und Kulturen, verging die Zeit wie im Fluge. Gefühlt könnten wir noch bleiben!

Die Ausschiffung geht zügig. Schnell haben wir unsere Koffer in der Halle des Hafengebäudes gefunden, und gehen zur Zollkontrolle. Das Einreiseprocedere in die USA ist immer streng, und braucht seine Zeit. Wir reihen uns in die lange Schlange ein und warten. Geduld ist gefragt, aber nach einer Stunde sind wir durch, und können auch bald den Bus besteigen, der uns von Fort Lauderdale zu unserem dreitägigen Nachprogramm nach Miami bringt.

Zu unserer Überraschung steigt die Reiseleiterin Karin zu uns in den Bus. Sie hat uns im letzten Jahr in Vancouver begleitet, und auch 2013 waren wir schon einmal mit ihr unterwegs. Welch ein Zufall, die Welt ist manchmal wirklich klein.

Unser Hoteltransfer ist gleichzeitig mit einer Stadtrundfahrt verbunden. Schon bald erreichen wir die Skyline von Miami, fahren dort durch das Art-Déco-Viertel und über den berühmten Ocean-Drive. Interessant ist auch das kubanische Viertel Little Havana. Hier haben sich tausende Exil-Kubaner angesiedelt, die aus dem nahen Kuba über das Meer gekommen und illegal in die USA eingereist sind.

Sie verbreiten ein bisschen Havanna in Florida. Die Bauart der Häuser erinnert an Kuba, aus den Bars klingt Salsa-Musik und Zigarrenduft liegt in der Luft.

Das Miami Grand Hotel Surfside liegt zwar ein Stück entfernt von der City, lässt aber keine Wünsche offen. Beim Stadtbummel am Abend fühlen wir uns ein bisschen wie in der früheren Fersehserie Miami Vice.

Man zeigt hier gern, was man hat, und Geld scheint zumindest bei einer breiten Oberschicht im Überfluss vorhanden zu sein. Bei manchen Parkplätzen glaubt man jedenfalls, es dürften dort nur die edelsten Fahrzeuge italienischer oder amerikanischer Sportwagenhersteller abgestellt werden.

36. Tag: Miami und Everglades

Das Miami Grand Hotel Surfside liegt direkt am feinsandigen Strand. Da nutzen wir doch am Vormittag noch die Gelegenheit, und genießen das Strandleben in Florida. Für den Nachmittag haben wir noch eine Fahrt zu den Everglades eingeplant.

Dort fahren wir mit einem Propellerboot durch eine grüne Hölle. Einen Höllenlärm macht schon der Antrieb dieser flachen Boote, und die Wasserstraßen dieser flachen Sümpfe sind für uns manchmal kaum zu erkennen. Den kostenlosen Gehörschutz kann man schon gut gebrauchen, insbesondere dann, wenn der Ranger Speed macht mit dem Boot.

Links und rechts der Wasserstraßen ist nahezu undurchdringlicher Urwald. Wir fahren durch eine atemberaubende Wildnis. Immer wieder verlangsamt der Ranger die Fahrt und lässt das Boot nur treiben. Längst hat er mit geübtem Auge einen riesigen Alligator gesehen, der gut getarnt, träge unter den Wasserpflanzen hervorlugt. An anderer Stelle sind es ganz viele kleine Alligatoren, oder eine, sich auf einem Baumstumpf sonnende Florida-Rotbauch-Schmuckschildkröte.

Wir erleben bei diesem Ausflug zum Abschluss unserer Reise noch ein Stück Natur pur, das uns mit seiner üppigen Vegetation und artenreichen Tierwelt sehr beeindruckt. Die Mutigen können sich unter Aufsicht eines Rangers noch mit einem Alligator fotografieren lassen. Da sagt meine Frau natürlich nicht nein, begleitet von meiner Frage, ob sie die neue Handtasche noch im Rohprodukt testen möchte… Der Besuch in den Everglades hat uns sehr gut gefallen und ist auf jeden Fall zu empfehlen.

37. Tag: Abschied aus Miami

Die Koffer sind schnell gepackt und nun heißt es Abschied nehmen, warten bis wir zum Flughafen gebracht werden. Von Deutschland hören wir beunruhigende Nachrichten. Die Bahn streikt und wir müssen von Frankfurt noch zurück nach Passau. Dafür hatten wir eine Fahrt mit der Bahn vorgesehen.

Gut, dass man technisch gut gerüstet ist. Über das Internet stellen wir fest, dass nach unserer Ankunft kein Zug in Richtung Passau gehen wird. Was tun? Nun, wir lassen uns auf das Abenteuer Fernbus ein. Aus der Hotel-Lobby in Miami buchen wir per Internet zwei Plätze mit dem Fernbus von Frankfurt nach Nürnberg. Weiter kommen wir damit nicht, es sei denn wir fahren bis München.

Dann sind wir aber bei längerer Busfahrt fast genauso weit weg von Passau. Also organisieren wir von Nürnberg schon vorab eine private Abholung. Das bekommen einige ältere, bayerische Mitreisende mit, die vor der gleichen Problematik stehen. Damit ist das persönliche Reisebüro in der Hotellobby eröffnet.

Fleißig vertreibe ich mir die Zeit damit, für weitere 6 Personen einen Fernbus zu chartern und für andere festzustellen, ob in ihre Richtung überhaupt ein Zug fährt, oder ob es zeitliche Alternativen gibt. Hilfreich ist das Internet!

Am Abend steigen wir in den Flieger und hoffen, dass unsere weitere Rückreise auch so funktioniert, wie wir es jetzt aus der Ferne organisiert haben.

38. Tag: Zurück in Deutschland

Unsere Rückreise ist schnell erzählt. Pünktlich landen wir in Frankfurt. Von dort geht es mit dem Taxi zunächst vom Frankfurter Flughafen zum Frankfurter Hauptbahnhof. Dort irgendwo fahren die Fernbusse ab.

Im Schlepp haben wir die, jetzt neue kleine bayerische Reisegruppe, für die ich die Busfahrt gebucht habe. Die bleiben alle in meiner Nähe, weil die elektronischen Tickets alle auf meinem Handy gespeichert sind. Alles klappt wunderbar. Die Frankfurter Taxifahrer kennen sich aus, und nach einer halben Stunde haben sich alle Taxis der Bayern-Reisenen an der Fernbushaltstelle eingefunden.

Mit ein wenig Verspätung fährt dann auch unser Fernbus vor. Wir sind angenehm überrascht. Es ist keine alte ausrangierte Klapperkiste, sondern ein sehr moderner, gepflegter Reisebus. Problemlos fahren wir nach Nürnberg und werden dort privat abgeholt. Zum guten Schluss sind wir eine halbe Stunde später zuhause in Passau, als wenn wir mit dem regulären Zug gereist wären.

Dennoch reicht es uns jetzt erst einmal. Jetzt müssen wir erst einmal alle Erlebnisse verarbeiten und etwas sacken lassen. Es war wieder eine schöne Reise. Das können wir als erstes Statement direkt nach unserer Rückkehr schon mal sagen.

Ihr Reiseverlauf

16.03. - Flug von Deutschland nach Buenos Aires (Argentinien)

17.03. - Buenos Aires (Argentinien), Ankunft und Transfer zum Hotel

18.03. - Buenos Aires (Argentinien), Stadtrundfahrt, Transfer zum Hafen und Einschiffung

19.03. - Buenos Aires (Argentinien)

20.03. - Montevideo (Uruguay)

21./22.03. - Erholung auf See

23.03. - Stanley (Falklandinseln)

24.03. - Magellanstraße (Chile)

25.03. - Punta Arenas (Chile), Cockburn-Kanal, Beagel-Kanal, Glacier Alley 

26.03. - Ushuaia (Argentinien)

27.03. - Passage Kap Horn

28.03. - Sarmiento-Kanal

29.03. - Chilenische Fjorde

30.03. - Puerto Montt (Chile)

31.03. - Erholung auf See

01.04. - Valparaiso (Chile)

02.04. - Coquimbo (La Serena/Chile)

03./04.04. - Erholung auf See

05.04. - General San Martin (Peru)

06.04. - Callao (Lima/Peru)

07.04. - Callao (Lima/Peru)

08.04. - Salaverry (Peru)

09.04. - Erholung auf See

10.04. - Manta (Ecuador)

11.04. - Erholung auf See

12.04. - Fuerte Amador (Panama)

13.04. - Fuerte Amador (Panama) Durchfahrt Panamakanal

14.04. - San Blas Inseln (Panama), Fahrt durch den San Blas Archipel

15.04. - Cartagena (Kolumbien)

16./17.04. - Erholung auf See

18.04. - Half Moon Cay (Bahamas)

19.04. - Fort Lauderdale (Florida), Ausschiffung, Stadtrundfahrt und Transfer zum Hotel in Miami

20.04. - Miami (Florida), Tag zur freien Verfügung

21.04. - Miami (Florida), Transfer zum Flughafen und Rückflug nach Deutschland

22.04. - Ankunft in Deutschland

Routenänderungen vorbehalten.

Ihr Premium-Plus-Schiff: MS Zaandam

Die luxuriöse Zaandam wurde im Mai 2000 in Dienst gestellt und ist auf knapp 240 m Länge mit allen Annehmlichkeiten eines komfortablen Urlaubsresorts ausgestattet. Ideal zum Entspannen an Seetagen ist das großzügige Lidodeck, ausgestattet mit 2 Swimmingpools, 2 Whirlpools, Poolbar sowie ausreichend Sonnenliegen und –stühlen. Doch auch kulinarisch setzt die MS Zaandam Maßstäbe: Im beeindruckenden 2-stöckigen Rotterdam Dining Room werden Ihnen mehrmals täglich köstliche Menüs serviert. Noch exklusiver geht es im À-la-carte-Restaurant Pinnacle Grill (gegen Gebühr) zu, in dem Sie kulinarisch verwöhnt werden. Doch auf Ihrem Kreuzfahrtschiff können Sie auch ganz leger speisen. Das Lidorestaurant und der Terrace Grill sind ideal, um am Mittag die See nicht aus den Augen zu verlieren. Natürlich gibt es an Bord auch ein großes Theater mit professionellen Shows, ein Casino, eine Shoppinggalerie, ein Internetcafe und ein großes Fitness- und Wellnesscenter.